Pleiten, Pech und Pannen
Arabische Halbinsel 2022/23
Flucht aus dem Wadi Disah (April 2023)
Das Wadi Disah ist eines der schönsten Wadis in Saudi-Arabien. Nach unserem ersten Besuch im letzten Jahr wollen wir dieses Naturschutzgebiet ein zweites Mal besuchen. Inzwischen hat sich einiges bei den Zufahrtsregelungen geändert. Große Fahrzeuge werden von der Polizei vor dem Wadi abgefangen und nicht mehr durchgelassen. Anscheinend hat das Verhalten einiger Overlander mit ihren großen 4x4-Trucks in diesem schützenswerten Feuchtgebiet zu dieser Einschränkung geführt. Wir befürchten, dass auch andere Naturgebiete in naher Zukunft gesperrt werden könnten.
Wir schlagen unser Camp am Wadiausgang im Palmenhain auf. Am frühen Morgen überrascht uns dort ein plötzlicher Gewittersturm. Wir haben nur wenige Minuten, um unsere Sachen zu packen und schnell durch inzwischen tiefe Wasserpools das Wadi zu verlassen. Nicht jeder Wadi-Besucher hat das Glück und braucht Unterstützung bei der Bergung. Wir müssen nur uns und unser Equipment wieder trocknen.
Durch eine uns seit dem Iran bekannte leichte Undichtigkeit in der Vorderachse ist durch die tiefe Wasserdurchfahrt Feuchtigkeit in das vordere Achsgehäuse eingedrungen. In Al-Ula haben wir deshalb das Achsöl wechseln müssen.
Zweite Riemenscheibe weggeschmolzen (März 2023)
Ein kreischendes Geräusch beim Anlassen unseres Motors lässt uns eine Werkstatt in Riad aufsuchen. Wir versuchen es gleich mit einer freien Werkstatt, weil Toyota in Saudi-Arabien so gut wie keine Erfahrungen mit 1HZ-Dieselmotoren hat. Hier fährt man grundsätzlich nur leistungsstarke Benzinmotoren im Buschtaxi. Zunächst wird vermutet, dass die Wasserpumpe die Ursache für das Geräusch ist. Erst nach der Demontage stellt sich der wahre Grund heraus. Die Verklebung der zweiten Riemenscheibe hat sich förmlich aufgelöst und der äußere Ring rutscht auf der inneren Scheibe. Wahrscheinlich hat die Kunststoffmasse der Dämpfung die große Beanspruchung und Hitze nicht ausgehalten. Wir hatten das gleiche Problem mit der Klimascheibe bereits im letzten Herbst (siehe unten).
Während der vierwöchigen Ramadan-Zeit arbeiten die Autowerkstätten in Saudi-Arabien von 21 Uhr bis 1:30 Uhr in der Nacht. Irgendwo in Riad organisiert das Werkstattteam um Mitternacht das passende Ersatzteil, das gerade noch rechtzeitig von einem Boten in die Werkstatt gebracht wird. Die Improvisationskunst ist in diesem Land immer wieder beeindruckend. Später erfahren wir, dass sich der Besitzer der Werkstatt persönlich beim Leiter des zentralen Toyota-Ersatzteillagers für eine nächtliche Auslieferung eingesetzt hat. Die Freude ist bei uns sehr groß und wir müssen auch nur das Ersatzteil bezahlen. Die Arbeitszeit von drei Mechanikern über drei Stunden wird uns nicht berechnet. Als Deutsche sind wir in dem Land sehr willkommen und man möchte uns helfen.
Die Mechaniker kommen von den Philippinen und haben dort viel Erfahrungen mit Buschtaxis und Dieselmotoren gesammelt. Seit der genauen Einstellung unseres Steuerriemens läuft unser Motor auch viel besser ;-)
Stromlos im Oman (März 2023)
Kurz nach unserem Start zum zweiten Reiseabschnitt im März 2023 erleben wir vor dem Servicebüro von Omantel in Ibri eine Schrecksekunde. Nach dem Starten des Motors leuchten alle Signallampen weiter; ein deutliches Zeichen, dass mit dem elektrischen Ladesystem etwas nicht stimmt. Eine Weiterfahrt ist ausgeschlossen und wir suchen eine nahegelegene Toyota-Werkstatt auf. Dort kann man sich erst am nächsten Tag um das Problem kümmern, was keine wirkliche Hilfe ist. Aber wir haben Glück. Omar, ein Kunde dieser Werkstatt empfiehlt uns die freie Werkstatt eines Bekannten. Irgendwie scheint der Vorname Omar für uns ein Glücksbringer zu sein, denn bereits während unserer Reise durch Saudi-Arabien hat uns ein Omar aus Riad immer wieder geholfen.
Man nimmt sich sofort unseres Problems an und holt noch einen Spezialisten für Lichtmaschinen hinzu. Die Lichtmaschine wird zerlegt und neue Kohlen werden eingelötet. Inzwischen wird es dunkel und der Werkstattbesitzer bietet uns einen sehr schönen Campingplatz in seinem Palmenhain an - Vollpension im Familienkreis eingeschlossen. Was für eine Gastfreundschaft. Auch die Reparatur ist für uns kostenlos. Wir sind für diese großzügige Unterstützung sehr dankbar!
Im Ticketbüro für die Buchung der Überfahrt mit der Autofähre auf die Insel Masirah vermisst Andreas seinen Reisepass. Wegen der Hektik mit dem Motorproblem in Ibri haben wir beim Kauf der SIM-Karte das Omantel-Büro sehr schnell verlassen müssen. Leider bleibt dort der Reisepass auf dem Kopiergerät liegen. Omar hilft uns ein zweites Mal. Er koordiniert bei der Polizei in Ibri die Rückgabe unseres Passes und verhindert somit, dass dieser mit unkalkulierbaren Verzögerungen an die deutsche Botschaft in Muskat weitergeschickt wird. Für uns bedeutet das zwar einen Umweg von 500 Kilometern über Ibri, den wir aber sehr gerne in Kauf nehmen.
Heiße Tage ohne Klimaanlage (Oktober 2022)
Auf unserer Rundreise durch Saudi-Arabien waren wir tagtäglich Außentemperaturen von über 40 Grad Celsius ausgesetzt. Wir freuten uns über unsere leistungsfähige Klimaanlage, die den Innenraum unseres Toyotas auf erträgliche Temperaturen runtergekühlt hat. In der Mittagshitze bei der Durchquerung des Wadi Disah war diese Freude plötzlich vorbei, als die Klimaanlage aussetzte. Der Fehler war schnell gefunden. Beim äußeren Metallring der Riemenscheibe am Motorblock hat sich die Verklebung gelöst und der Ring ist in den Wüstensand gefallen.
Weil in Saudi-Arabien wenige Toyotas einen Dieselmotor haben, war es gar nicht so einfach ein Ersatzteil zu finden. Mit Unterstützung von Omar in Riad konnten wir in Jeddah in der Lexus-Werkstatt nach sehr schweißtreibenden 10 Fahrtagen ohne Klimaanlage das Ersatzteil in Empfang nehmen und einbauen lassen.
Bei dieser Gelegenheit konnten wir auch den an der Hinterachse abgerissenen Nippel der Achsentlüftung austauschen und das Öl wechseln lassen.
Herzlichen Dank an das ganze Team von Lexus Jeddah für den grandiosen Service zu "besonderen Konditionen"!