Pleiten, Pech und Pannen
Heart of Silkroad 2014/2015
Zahnlos auf Phuket (März 2015)
Der Schreck ist groß, als wir während unserer Rundtour über die thailändische Insel Phuket am Unterboden unseres Toyota ein klopfendes Geräusch wahrnehmen, das immer lauter wird . Es wird langsam dunkel und am Wochenende können wir auch nicht auf eine Werkstattunterstützung hoffen, so dass wir zunächst am Strand unser Camp aufschlagen müssen. Montag fahren wir dann im Schritttempo zu einer Toyota-Werkstatt, die uns sehr kompetent und organisiert erscheint. Schnell finden wir die Ursache für das Geräusch. Unser hinteres Differential hat am Kegelrad nahezu alle Zähne verloren und ein Komplettaustausch des 40 kg schweren Teils ist unvermeidbar. Für uns ist es ein kleiner Trost, dass unser Toyota erst nach 230.000 Kilometern und 15 Jahren in „artgerechter Haltung“ diese Panne hat.
Ersatzteile sind für unseren Toyota Landcruiser in Thailand leider nicht verfügbar, weil Toyota diese Serie 7 Fahrzeuge noch nie „offiziell“ hierher importiert hat. Eine Ersatzteilbestellung würde ein bis zwei Monate dauern. Nun stehen wir vor der Entscheidung, unsere Reise abzubrechen und das Auto nach Bangkok für die Verschiffung nach Deutschland abschleppen zu lassen oder ein neues Differential zu besorgen, um weiter zu reisen. Wir entschieden uns für Letzteres.
Nach einem Aufruf bei Freunden, in der „Buschtaxi Community“ und in Utes Läuferforum freuen wir uns über die vielen guten Wünsche und die Hilfsangebote. Kurzfristig stehen für uns gleich vier neue Differentiale in Australien, im Oman, in Nepal und natürlich auch in Deutschland bereit. Ein Versand mit Luftfracht würde allerdings erhebliche Kosten von ca. 2.500 € für die Verzollung plus Steuern und die Gebühren in Thailand verursachen. Zusätzlich kann die Zollabfertigung ohne „Beschleunigungsgeld“ für die örtlichen Beamten bis zu mehreren (unkalkulierbaren) Wochen dauern. Freunde sind sogar bereit, uns die Ersatzteile in ihrem Urlaubsgepäck nach Thailand mitzubringen. Allerdings sind 40 kg Zusatzgepäck mit einer Gebühr von 55 US-Dollar pro Kilogramm keine wirtschaftliche Lösung.
Aus diesen Gründen entscheiden wir uns für einen persönlichen Transport der Ersatzteile und Andreas fliegt umgehend mit einem neu gekauften, sehr stabilen Koffer von Phuket über Bangkok nach Deutschland. Australien, Oman und Nepal scheiden aus, da das Ersatzteil dort teurer ist bzw. wir in der Kürze der Zeit kein Visum bekommen. In Frankfurt angekommen, geht es sofort mit einem Mietwagen zur Autowerkstatt Allrad Keba, wo das Differential in mehrere Teile zerlegt werden muss. Leider hat sich Thai International Airways in einem sehr zähen Mailverkehr geweigert, ein Gepäckstück mit 40 kg zu transportieren, so dass wir das Differential auf zwei Gepäckstücke aufteilen müssen. Vielen Dank an die Familie Burg, die uns bei der Beschaffung des Ersatzteils und dem „Crashkurs Differentialeinbau“ unterstützt hat.
Nach einer Übernachtung in Frankfurt geht es auf dem gleichen Weg über Bangkok zurück nach Phuket und dann sofort in die Toyota-Werkstatt. Dort wird das Differential wieder fachkundig zusammengesetzt, justiert und eingebaut. Für das Werkstatt-Team in Thailand ist ein derartiges Differential mit mechanischen Sperren absolutes „Neuland“, aber zum Glück hat Andreas in der deutschen Werkstatt ja eine umfassende Unterweisung für den Zusammenbau bekommen.
Nach 10 Tagen ist unser Toyota wieder fahrbereit. Wir sagen herzlichen Dank an das sehr engagierte und freundliche Toyota-Team auf Phuket. Die Konzernzentrale von Toyota sollte sich allerdings mal Gedanken machen, wie Kunden unterstützt werden können, die in Länder fahren, wo das jeweilige Fahrzeugmodell nicht verkauft wird. In Zeiten von globalen Logistiksystemen könnte man als Toyota-Kunde auch in Thailand Ersatzteilbestellungen etwas schneller als in ein bis zwei Monaten erwarten.
Crash am tibetischen Plateau (23.12.2014)
Nach über 200.000 Kilometern unfallfreier Fahrt hat es uns nun auch einmal erwischt. Auf der 4200 Meter hohen Passstraße von Shangri-La nach Deqin (China) kommt unser Toyota auf einer spiegelglatten Eisplatte ins Rutschen. Wir stoßen frontal mit einem bergauffahrenden tibetischen Geländewagen zusammen und werden dabei in Richtung Berg und zum Glück nicht den Abhang hinuntergeschoben.
Alle Beteiligten sind leicht geschockt aber unverletzt. Ute sichert sofort die Unfallstelle ab. Durch ihre Warnung bremsen ein schwerer Truck und ein vollbesetzter Bus rechtzeitig ab und rutschen „nur“ in den Graben. Es vergehen Stunden, bis die chinesische Verkehrspolizei am Unfallort erscheint und nach der Unfallaufnahme den Führerschein von beiden Fahrern abnimmt. Wir sollen zusammen mit dem Unfallgegner am nächsten Tag (24.12.) auf der Polizeiwache in Deqin erscheinen und ein Protokoll aufnehmen. Unser Toyota ist zwar etwas zerbeult aber noch fahrbereit. Das Fahrzeug unseres Unfallgegners wird von einem Abschleppwagen nach Shangri-La gebracht. Die chinesischen Polizisten klären uns bei dieser Gelegenheit auf, dass unsere für China obligatorische Autohaftpflichtversicherung eine Deckungssumme von umgerechnet lächerlichen 250 Euro hat. Diese Zwangsversicherung ist eine echte Farce. Zum Glück haben wir noch eine weitere Versicherung zur Schadensregulierung. Allerdings stehen wir sehr unter Zeitdruck, weil unsere Fahrgenehmigung für China am 28.12. ausläuft und wir an diesem Tag das Land in Richtung Laos verlassen müssen. Unsere Agentur in China sieht keine Möglichkeit einer Verlängerung.
Am 1. Weihnachtsfeiertag fahren wir nach Shangri-La, um mit der chinesischen Versicherung des Unfallgegners den Schaden zu regulieren. Bei dieser Gelegenheit bringen wir unseren Toyota mit einem Kettenzug wieder in Form. Der Rest wird mit einem Hammer und etwas Klebeband erledigt.
Nach einigen aufregenden (Feier-) Tagen können wir unsere Fahrt fortsetzen und freuen uns, dass wir heil ins Neue Jahr gekommen sind.
November 2014 - Federbruch in Myanmar
November 2014
In Myanmar ist uns leider die vordere, linke OME-Feder vom Fahrwerk weggebrochen. Die schlechten Wegstrecken und das schwere Fahrzeug haben ihren Tribut gefordert. Auf dem Autobasar in Yangon finden wir in einem kleinen Geschäft halbwegs passende Federn, die etwas kürzer und weicher sind.
Passende Federn sind nur in Bangkok zu bekommen. Mal sehen, ob unser Fahrwerk noch die Durchquerung von China, Laos und Kambodscha überstehen wird.
Unseren hydraulischen Kupplungszylinder mussten wir ebenfalls austauschen. Dieser war kein Toyota-Originalteil und seit unserer Abreise schon der zweite Austausch nach lächerlichen 5000 Kilometern. Wir stellen uns etwas selbstkritisch die Frage, ob der Preisvorteil von Nachbauteilen wirklich ein Vorteil ist. Unseren Lieferanten in Deutschland haben wir auf das Qualitätsproblem aufmerksam gemacht.
Oktober 2014
Mangelhafte Exide-Batterien
Wir hatten uns vor der Reise noch spezielle (Feststoff-) Autobatterien für den Offroad-Einsatz der Marke Exide zugelegt. Obwohl diese Batterien sündhaft teuer sind, hat eine Batterie nach der halben Tour komplett versagt und die zweite Batterie hat nur noch wenig Leistung. Wie vom Boschdienst (!) in Indien bestätigt, ist unsere Elektroanlage in Ordnung. Seit einiger Zeit versuchen wir nun ohne Erfolg über den Exide-Kundendienst eine Lösung des Problems zu erhalten. Man stellt sich tot. Aus unserer Sicht kann man diese Firma vergessen. Jetzt haben wir uns erst einmal mit einer indischen Traktorbatterie beholfen.
Nachsendeantrag der Deutschen Post
Wie auf unseren bisherigen Reisen haben wir einen Nachsendeantrag für Briefsendungen zu Utes Eltern gestellt. Die Nachsendungen verlaufen leider nach dem Zufallsprinzip. Mal werden die Briefsendungen mit dem Vermerk „Unbekannt verzogen“ an die Absender zurückgeschickt oder es kommt fremde Post bei Utes Eltern an. Wir haben unterwegs viel Ärger mit unzustellbaren Rechnungen und Unternehmen/Banken, die inzwischen nachforschen, wo wir abgeblieben sind. Alle Bemühungen beim Service der Deutsche Post haben bisher keine Besserung gebracht – ein echter „Unservice“, der uns auch noch Geld gekostet hat.
Sendepause in Nord-Indien
Die Sicherheitsparanoia der Inder hat dazu geführt, dass man als Ausländer im Indischen Himalaja das mitgebrachte Mobiltelefon nicht benutzen kann. Noch nicht einmal die Notruffunktion ist freigeschaltet. Und damit man in Notfällen auch komplett hilflos ist, hat man die Einfuhr und den Einsatz von Satellitentelefonen unter Strafe gestellt.
Deportiert aus Aserbaidschan (Juni 2014)
Deportiert aus Aserbaidschan
(Juni 2014)
Die Regierung von Aserbaidschan hat vor kurzem ein Relikt aus der Sowjetzeit wiederbelebt – die sogenannte Registrazia. Ausländische Gäste müssen sich drei Tage nach der Einreise registrieren lassen. Sicherheitshalber hatten wir bei der Einreise die Grenzpolizei genau danach gefragt. Wir haben den falschen Auskünften vertraut und auf eine direkte Weiterfahrt nach Baku zur Registrierung verzichtet. Erst als wir nach acht Tagen im Hotel in Baku ankommen, wird uns mitgeteilt, dass wir die Registraziafrist versäumt haben und eine (völlig unverhältnismäßige) Strafe von umgerechnet ca. 600 Euro fällig ist. Selbst der dreimalige Besuch bei den Einwanderungsbehörden mindert die Summe nicht.
Unser Versuch, ohne Registrierung das Land zu verlassen, missglückt und wir werden an der Grenze zurückgewiesen. In der grenznahen Einwanderungsbehörde bietet man uns die sofortige Deportation aus dem Land ohne Strafzahlung (!) an, so dass wir mit einem Tag Verspätung im Iran einreisen können. Jetzt dürfen wir für ein Jahr nicht mehr nach Aserbaidschan einreisen, was wir aber nicht unbedingt als großen Verlust empfinden. Die Regierung von Aserbaidschan kann sich tausendmal um Imageveranstaltungen wie den Eurovision Song Contest bemühen, im offiziellen Umgang mit ausländischen Gästen ist Aserbaidschan von einem europäischen Niveau noch um Lichtjahre entfernt.
Grenze nach Georgien geschlossen (Juni 2014)
Grenze nach Georgien geschlossen
(Juni 2014)
Nachdem unser Grenzübergang von Russland nach Georgien wegen einer riesigen Schlammlawine am Kazbegi nicht möglich war, hatten wir 24 Stunden Zeit, um Russland zu verlassen, da unser Visum nur noch einen Tag gültig war und die russischen Behörden wollten uns keine Verlängerung erteilen. Die deutsche Botschaft konnte uns in dieser Situation auch nicht wirklich weiterhelfen. Der Vorschlag war, dass wir uns einem russischen Strafverfahren stellen, mit dem Risiko einer Geldstrafe, Ausweisung und fünf Jahre Einreiseverbot.
Darauf haben wir dankend verzichtet und sind über Ossetien, Inguschetien, Tschetschenien und Dagestan nach Aserbaidschan gefahren. Das war ein Gefühl, wie in Afghanistan und im Irak gleichzeitig zu sein. Kurz vor Mitternacht waren wir dann rechtzeitig ausgereist, allerdings war unser Visum für Aserbaidschan erst in 6 Tagen gültig, d.h. uns wurde die Einreise verweigert und sechs Tage Camping am Grenzkontrollpunkt angeboten. Zum Glück hat sich dann ein General gütig gezeigt und uns einreisen lassen. Wir waren mit unserem Camp am Grenzkontrollpunkt ein echter "Störfaktor“.
Deutschlands Rückzug aus der Kurzwelle (Mai 2014)
Deutschlands Rückzug aus der Kurzwelle
(Mai 2014)
Für viele Menschen auf der Welt ist das Kurzwellenradio die einzige Möglichkeit fremdsprachige Informationen aus anderen Ländern zu erhalten. Auch für uns ist das Kurzwellenradio ein sehr wichtiger Ausrüstungsgegenstand, weil wir häufig wochenlang ohne Onlineverbindung unterwegs sind. Leider hat sich die Bundesrepublik Deutschland (vertreten durch die Deutsche Welle) mit dem deutschsprachigen Programm vollständig aus der Kurzwellen-Übertragung verabschiedet. Umso intensiver senden jetzt Radiostationen wie China Radio International, Iran Radio und andere in deutscher Sprache und werden damit zu wichtigsten Informationsquelle für Menschen auf der ganzen Welt, die sich in deutscher Sprache informieren möchten. Aus unserer Sicht ist diese Sparmaßnahme für die Reputation von Deutschland im Ausland ein großer Rückschritt.
Schneller Rückflug (Mai 2014)
Schneller Rückflug
(Mai 2014)
Als wir uns in Litauen auf die Einreise nach Weißrussland vorbereiten, ist der Schreck groß, weil wir unsere nationale Zulassung für den Toyota nicht finden können. Wahrscheinlich ist sie unterwegs an einer Tankstelle aus der Brieftasche von Andreas gefallen. Alles Suchen hilft nichts – wir brauchen sofort ein neues Dokument für die Ausreise an der europäischen Außengrenze. Spontan bucht Andreas von Vilnius einen Rückflug nach Berlin und bekommt zum Glück bei der Zulassungsstelle einen ad hoc-Termin. Nach 24 Stunden ist Andreas zusammen mit der neuen Zulassung wieder in Vilnius zurück und wir können mit einem Tag Verspätung rechtzeitig zum Eishockeyspiel nach Minsk weiterreisen.
Der Lack ist ab (April 2014)
Der Lack ist ab
(April 2014)
Vor langen Reisen lassen wir unseren Toyota bei einem Autopflegeservice professionell aufpolieren, damit wir es unterwegs bei der Reinigung etwas leichter haben. Andreas traut seinen Augen nicht, als er nach drei Tagen das Auto abholen möchte. An vielen Stellen ist der Autolack bis auf die Grundierung wegpoliert. Allerdings hat das Unternehmen seinen Fehler wieder gut gemacht und die betroffenen Stellen neu lackiert. Diese Aktion hat die Hektik vor unserer Abreise noch etwas verstärkt.
Bei North Face hat der Kunde Schuld (Januar 2014)
Bei North Face hat der Kunde Schuld
(Januar 2014)
Beim Ausrüstungscheck ist uns aufgefallen, dass unser nahezu unbenutztes Zelt von North Face inzwischen komplett undicht war. Die Silikoninnenbeschichtung hatte sich aufgelöst und das nach nur insgesamt 14 Einsatztagen. Weil inzwischen die Gewährleistung abgelaufen war, hat uns der North Face Kundendienst vorgeworfen, dass Zelt falsch genutzt zu haben – getreu nach dem Motto: „Der Kunde hat Schuld“. Von Kulanz zunächst keine Spur. Nach einem langwierigen unangenehmen Schriftwechsel hat man uns für ein neues Zelt 20 % Rabatt angeboten. Wir haben verzichtet und North Face auf unsere persönliche „schwarze Liste“ gesetzt.