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Unterwegs ins Wolgadelta und in die kalmückische Steppe

(Juni bis August 2012)

Kalmückische Steppe
Kalmückische Steppe

Als die Karawanen im 13. Jh. aus der kasachischen Steppe kamen, erholten sich Mensch und Tier im grünen Wolgadelta. Und so findet man heute in der angrenzenden autonomen Republik Kalmückien noch die westlichste Ausbreitung des Buddhismus. Handelsreisende und mongolische Eroberer brachten diese Religion aus dem fernen Osten bis hierher. Auch die Familie von Marco Polo hinterließ Spuren, als sie auf ihren Fernreisen einen Zwischenstopp auf der Krim einlegten.

All das hat uns neugierig gemacht und wir wollen diese Regionen nun selbst bereisen, so dass wir im Sommer 2012 zu einer weiteren Reise auf den Spuren der Seidenstraße aufbrechen.

Richtung Rumänien

Von Berlin aus geht es zunächst in Richtung Österreich, wo wir unsere Freunde Harry und Elisabeth besuchen. Als wir zu unserer zweiten langen Tour im Jahr 2006 aufbrachen, hat uns Harry in Linz im strömenden Regen gestoppt. Er war gerade dabei, seine eigene Expedition nach China vorzubereiten, um die Flagge der österreichischen Olympiamannschaft auf dem Landweg nach Peking zu bringen (siehe auch http://www.defender110.at). Aus dieser Zufallsbegegnung hat sich eine langjährige Freundschaft ergeben. Als Traveller liegt man sehr oft auf der gleichen Wellenlänge. Harry hat uns mit einem mehrstündigen Rundflug in seiner Cessna überrascht und unser erstes Camp dieser Reise errichten wir in seinem Garten.

Flug mit Harry
Flug mit Harry

Auch wenn Ungarn für uns nur ein Transitland ist, so versuchen wir auf unserer Strecke Richtung Osten doch so viel wie möglich an Eindrücken mitzunehmen.

Ungarn hat in den letzten Jahrzehnten einen extremen Wandel durchgemacht. Auch wenn die kleinen Dörfer in ihrer Struktur noch erhalten sind, so findet man am Rand der Städte die uns bekannten riesigen Einkaufszenten wie Lidl, Spar, obi, real …

Ungarn war lange Zeit unter Fremdherrschaft: die Mongolen kamen im 13. Jh. bis hierher, haben das Land besetzt und viel zerstört. Allerdings gab es auch einen positiven Aspekt. In dieser Zeit richteten die Mongolen mit der sogenannten Pax Mongolia die weltweit erste und bisher größte Freihandelszone von China bis nach Ost-Europa ein. Mit einem Passierschein konnte man mit seinen Handelswaren die gesamte Route bereisen und hatte ein einheitliches Zollsystem. Wenn wir an die immer schwieriger werdende Visabeschaffung für unsere Reisen denken, dann war die Pax Mongolia eine bis zum heutigen Tage nie wieder erreichte Reiseerleichterung.

Am Theißsee
Am Theißsee

Wir erleben die Ungarn als ausgesprochen freundlich, was das Reisen sehr angenehm macht. Ungarn ist überwiegend ein flaches Kulturland. Donau und Theiß sind die beiden großen Flüsse des Landes und aufgrund der Hitze steuern wir letzteren, den Theiß-Stausee, an. Dabei passieren wir die Hauptstadt Budapest, die wir nur durchqueren. Eine wirklich schöne Stadt an der Donau, die sicher nochmal einen Besuch – bei niedrigeren Temperaturen – wert ist.

Auf dem Land
Auf dem Land

Wir fahren durch die heiße trockene Puszta-Ebene. Die Dörfer sind auch hier durch kleine quadratische Steinhäuser mit flachen Dächern und Gärten gekennzeichnet. Oft ist der Gehweg auch bepflanzt und eine Bank steht vor der Gartenmauer. Am Abend kommen die Leute dann aus ihren Häusern und schauen den Vorbeifahrenden nach. Schilder mit „Zimmer frei“ sollen den Reisenden zum Verweilen einladen. In diesen Dörfern finden wir auch die für uns so wichtigen Wasserpumpen, die uns schnell und unkompliziert an frisches Wasser kommen lassen.

Bei Bors passieren wir die ungarisch-rumänische Grenze und erwerben auch hier wieder eine Maut-Vignette für das Land. Unser erstes Ziel sind die Karpaten bevor es weiter nach Siebenbürgen geht. Städte wie Hermannstadt, Kronstadt, Schäßburg liegen hier. Deutsche Siedler aus Köln, Trier, Lüttich, Westfalen, Niedersachsen und Sachsen wurden im 12. Jh. hierher gerufen. Die Siedler waren überwiegend Handwerker, Bauern und Händler und bekamen in der neuen Heimat besondere Freiheiten und Rechte. Die Rechnung ging auf, denn die Siedler brachten den erhofften Wohlstand für die Region. Der Name Siebenbürgen resultiert aus den sieben Städten mit den sieben Burgen. In dieser Region gab es unzählige Burgen und Wehrkirchen, von denen noch 300 erhalten sind. 

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Bäriges Camp
Bäriges Camp

Bei einem Besuch in Rumänien kommt man nicht um Transsilvanien mit dem Schloss von Fürst Dracula herum. Eine wie in Disneyland aufgemachte Kulisse mit Buden und Verkaufsständen, wo allerlei Grusel-Kitsch verkauft wird. Dieses Schloss war ursprüngliche eine Zollstation an der Handelsstraße von der Walachei nach Transsilvanien. Königin Maria von Rumänien baute ab 1920 die ehemalige Festung zu einem Schloss um. Und so ist es bis heute auf einem Felsen erhalten geblieben. Die blutsaugenden Vampir-Geschichten um dieses Schloss mit dem Darsteller Fürst Vlad sind eher frei erfunden.

Eine gruselige Geschichte der anderen Art erleben wir, als wir bei einem wunderschönen Camp in den Karpaten nachts Bärenbesuch bekommen. Wir waren aber von den Einheimischen schon vorgewarnt worden und hatten ein riesiges Lagerfeuer entzündet und die Bewegungsmelder ums Auto gelegt. In der Hoffnung, dass die Bären unsere Lebensmittel im Auto nicht riechen, haben wir dann doch eine etwas unruhige Nacht im Dachzelt verbracht. Aber die großen Mülleimer an der Waldstraße waren in dieser Nacht wohl ergiebiger, so dass wir verschont blieben.

Donaudelta
Donaudelta

Wir erreichen das Donaudelta und finden eine Familie, die uns einen Platz in ihrem Garten direkt am Wasser anbietet. Von dort unternehmen wir mit unserem Expeditionsschlauchboot tolle Paddeltouren in dieser einzigartigen Region.

Ukraine zum Ersten

Odessa
Odessa

Um in die Ukraine einzureisen, müssen wir am Schwarzen Meer einen winzigen Korridor von Moldawien passieren. Für eine Strecke von zwei Kilometern bedeutet das für uns, eine sehr zeitaufwändige, zweimalige Grenzkontrolle zu durchlaufen. Glücklicherweise braucht man für Moldawien kein Visum.
Ukraine heißt übersetzt „am Rande“ und das war dieses Steppenland auch überwiegend. Als Spielball der Interessen zwischen Polen-Litauen und Moskau war die Region immer gespalten. Eigentlich bis heute. Denn der Westen fühlt sich eher nach Europa hingezogen während der Osten Moskau die Treue hält. Seit 1991 ist die Ukraine selbständig, was nicht ganz einfach ist, denn über Jahrzehnte ist dieses Land ausgebeutet worden – vor allem in Bezug auf landwirtschaftliche Güter. Der Unterschied zwischen Arm und Reich ist extrem und die Korruption ein großes Problem.
Bei unserem ersten Kurzbesuch in der Ukraine fahren wir am Schwarzen Meer entlang Richtung Russland. Die Stadt Odessa liegt auf dem Weg und ist mit ihrem modernen mediterranen Flair absolut sehenswert.

Wolgograd

Schlachtfeld "Stalingrad"
Schlachtfeld "Stalingrad"

Zarisyn, 1589 als eine Festung an der Wolga geründet, 1925 in Stalingrad und 1961 in Wolgograd umbenannt. Heute leben hier 1 Mio. Menschen. Eine Altstadt oder einen historischen Stadtkern gibt es nicht, denn die deutsche Wehrmacht hat die Stadt 1942 in Schutt und Asche gelegt. Mit einem deutschsprachigen Führer, der sich ausgezeichnet in der Geschichte des II. Weltkrieges auskennt, unternehmen wir eine Offroad-Tour über die Schlachtfelder von Stalingrad. Die Schlacht um Stalingrad begann vor fast genau 70 Jahren am 17. Juli 1942. Es war die 6. Armee unter General Feldmarschall Friedrich Paulus, die damals bis nach Stalingrad marschierte. Im September des gleichen Jahres war die Stadt fast eingenommen. Doch es kam zur Gegenoffensive. Die bekannte Einkesselung der deutschen Armee und der extrem kalte Winter mit bis zu -30°C und starkem Wind. Am 2. Februar stellt die deutsche Wehrmacht die Kampfhandlungen ein. Die Schlacht um Stalingrad ist von deutscher Seite aus verloren. Der Kaukasus und das Kaspische Meer mit den Ölvorräten wurden nie erreicht.

Spuren des Krieges
Spuren des Krieges

Das Schlachtfeld, das wir heute besuchen können, war lange vermint und erst Anfang der 70-ziger Jahre zugänglich. Sehr zu unserem Erstaunen liegen hier immer noch die Gebeine der Soldaten offen herum. Man hatte die gefallenen Soldaten damals im eisigen Winter nicht tief in der Erde beisetzen können und der Wind hat inzwischen ihre sterblichen Reste wieder freigelegt. Aber wir sehen auch Patronenhülsen, Konservendosen, Knöpfe, Gürtelschnallen, Reste von Gasmasken, medizinisches Besteck, Schuhsolen etc. Was für ein Gefühl, heute auf diesem ehemals schrecklichen Schlachtfeld mit den vielen Spuren dieser grausamen Zeit zu stehen.
Das Kriegsmuseum und der blutig umkämpfte Mamaihügel sind für uns am nächsten Tag Pflichtprogramm in der Stadt.

Mit Wolgograd verbindet man als Deutscher aber nicht nur die Schrecken des 2. Weltkrieges, sondern auch das Schicksal der Wolgadeutschen. Katharina die Große hat 1793 aus ökonomischen Gründen deutsche Landwirte und Handwerker eingeladen sich in der Region um Wolgograd niederzulassen. Ende des 19. Jh. lebten 1,5 Mio. Deutsche in dieser Region an der Wolga. Doch unter Stalin hatten sie ein schweres Los. Viele wurden deportiert und ihr Land wurde enteignet.

Wolgadelta

Lotusblumen
Lotusblumen

Entlang der kasachischen Grenze starten wir von Wolgograd in Richtung Süden. Grüne Auen liegen mitten in einer sonst eher öden Steppenlandschaft. Ein Zweig der alten Seidenstraße ging hier entlang und die beiden Handelsstädte Saray und Iti waren damals wichtige Umschlagplätze für die Karawanen, die aus Zentralasien kamen.
Zwei Nächte verbringen wir auf einem Hausboot im Wolgadelta und unternehmen Bootstouren in dieser einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt. Unvergesslich bleiben uns sicher die riesigen Lotusblumenfelder. Ca. 1 Meter hoch sind diese rosafarbenen Wasserblumen mit ihnen großen, hutähnlichen Blättern.

Wir haben mit dem Wolgadelta den östlichsten Punkt dieser Reise erreicht und wollen jetzt wieder Richtung Westen in die Kalmückische Steppe fahren.

Kalmückien

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Kalmückien liegt westlich der Wolga-Auenlandschaft und reicht bis an der Nordwestküste des Kaspischen Meeres. Seit 1992 ist Kalmückien eine autonome Republik im südlichen Teil des europäischen Russlands. Die Kalmücken haben sich im 13 Jh. unter Chingis Khan hier angesiedelt. Es handelt sich bei den Kalmücken um unterschiedliche mongolische Stämme, die bis ins 13. Jh. den Weg hierher über die Seidenstraße nahmen. Ein Nomadenvolk wie die Mongolen fanden in der Kalmückischen Steppe einen geeigneten neuen Lebensraum. So ist Kalmückien die einzige Region in Europa, in der der Buddhismus die vorherrschende Religion ist. Für die Russen war diese Steppe – immerhin so groß wie Bayern – uninteressant. Mehr als 93.000 Kalmücken wurden im Dezember 1943 durch Stalin im Rahmen von ethnischen Säuberungen vertrieben und bis nach Sibirien deportiert. Die Hälfte starb in den ungeheizten Viehwagons. Erst nach dem Tod Stalins kamen viele Überlebende zurück und bauten ihr Land wieder auf. Heute leben 330.000 Menschen in Kalmückien, wobei nur die Hälfte mongolischer Abstammung ist. Sie versuchen ihre Sprache, Kultur und Religion aufrecht zu erhalten. Die Kalmückische Steppe birgt aber noch einen ganz anderen wertvollen Schatz: große Gas- und Ölvorkommen, die noch nicht zu Tage gefördert wurden.

Schnell wird die Landschaft trocken und recht übersichtlich. Steppe – soweit das Auge reicht. Kein Baum, keine Landwirtschaft, kaum Dörfer. Den Buddhismus mit seinen Tempeln und Gebetsmühlen erleben wir in der Hauptstadt Elista.

Zurück in der Ukraine

Freunde in Koktebel
Freunde in Koktebel

Die Krim ist unser nächstes Ziel, wo wir Freunde besuchen und herzlich aufgenommen werden. Badeurlaub, Spaß und Feiern für ein paar Tage sind nach den letzten Wochen eine angenehme Abwechslung.

Strandurlaub?
Strandurlaub?

Entlang der Küste geht es in den nächsten Tagen weiter. Unser erstes Ziel ist der kleine Ort Sudak, ein wichtiger Ort an der Seidenstraße, wo auch der Onkel von Marco Polo schon Station machte. Russische Händler erwarben Seide, Baumwolle, Papier, Schmuck und Edelsteine und verkauften diese in Russland. Direkt an der Küste schauen wir uns die genuesische Festungsanlage an und genießen den sagenhaften Blick auf das Schwarze Meer.

Die nächste Etappe führt uns nach Nowyj Swet, wo die Griechen einst aus den üppigen Trauben von den Weinbergen im Hinterland Sekt hergestellt haben. Das Klima ist hier mild und es gibt viele natürliche Felsgrotten, in denen das edle Getränk bei konstant niedriger Temperatur reifen konnte. Die traumhafte Küstenstraße führt weiter bis nach Yalta. Es wird immer grüner und die Berge werden höher, steiler und felsiger. Ein landschaftliches Paradies – kein Wunder, dass alle Präsidenten der Sowjetunion und später der Ukraine hier ihre Ferienvilla haben. In Yalta schauen wir uns den ehemaligen Zarenpalast bei Livadiya an. Vom 4. – 11. Februar 1945 fand hier die Konferenz von Yalta statt, wo entschieden wurde, Deutschland in vier Besatzungszonen aufzuteilen. Nach der Besichtigung der Schlachtfelder bei Wolgograd erleben wir hier noch einmal realitätsnahen Geschichtsunterricht. Dreimal trafen Stalin für Russland, Roosevelt für die USA und Churchill für England zusammen: 1943 in Teheran, im Februar 1945 in Yalta und im September 1945 in Potsdam. Ziel war es, eine gemeinsame Strategie gegen den faschistischen Angreifer Deutschland zu finden und sich auf eine politische Nachkriegsordnung zu einigen.

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Badespaß der anderen Art erleben wir an der Steilküste in einem Camp einer christlichen Feriengruppe, die uns herzlich aufnimmt und nahtlos in ihr Programm einbaut. Wir halten dort ganz spontan einen Vortrag über unsere ehrenamtlichen Aktivitäten in Afghanistan.

U-Bootbunker
U-Bootbunker

Unser nächstes Ziel auf der Krim ist der U-Bootbunker bei Balaklava. Heute ein Museum der Kriegsmarine. Nach dem Abwurf der beiden Atombomben Ende des 2. Weltkrieges auf Japan begann im Zuge des kalten Krieges genau hier, 20 km südlich von Sewastopol, der Bau eines sicheren, unterirdischen U-Boot Hafens. Man nutzte eine natürliche Grotte und baute diese so aus, dass getauchte U-Boote mit ihren Nuklearraketen einlaufen konnten und einen atombombensicheren Hafen fanden. Alles wurde mit Lüftungsschächten versehen, damit man auch arbeiten konnte, wenn die beiden Ausgänge durch einen riesigen Betonblock geschlossen wurden. Tarnnetze versperrten die Sicht auf diese Eingänge. Die Stadt Balaklava verschwand fortan von den offiziellen Landkarten. Auf einer Bootstour durch diese Felsgrotten erleben wir den Wahnsinn des Kalten Krieges noch einmal hautnah.

Khanpalast
Khanpalast

Weiter geht es zu der antiken Ausgrabungsstätte Khersonesos. Die erste antike Stadt und Festung mit den vielen Kirchen hatte großen Einfluss auf die Entwicklung der Krim. Wir sind (Ehren-) Gast des ehemaligen Bürgermeisters von Sewastopol, der heute dieses Museum leitet.

Auf unserem Weg nach Simferopol kommen wir in Bachtschissaraj vorbei. Hier liegt der ehemalige Khanpalast, aus der Zeit der Krimtataren (16. – 18. Jh.). Moslemische Herrscher besiedelten einst diese Region. Der Palast mit Moschee, Friedhof, Badehaus und Wirtschaftsgebäuden zeigt die damalige Macht dieser Krimtataren. Sie wurden auch unter Stalin deportiert (190.000 Menschen), wobei die Hälfte starb. Heute dürfen sie zurückkommen, aber ihr Land ist an andere vergeben, so dass es hier viele ungelöste Probleme und Spannungen gibt.

Am Asowschen Meer
Am Asowschen Meer

Am Asowschen Meer zieht sich ein 90 km langer schmale Landstreifen bis zum Festland der Ukraine hin. Wir genießen dieses einzigartige Naturereignis und sind endlich mal abseits der überfüllten Krim-Strände unterwegs.

Auf der Wolfshalbinsel gegenüber von Odessa schlagen wir hinter den Dünen eines unserer schönsten Camps auf und verabschieden uns mit vielen Eindrücken vom Schwarzen Meer. 2000 km sind es von hier noch bis nach Berlin. 

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Unterwegs hören wir von einer ehemaligen Raketenbasis des Kalten Krieges in Pervomajsk, die heute als Museum für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Hier war einst das größte Atomraketenarsenal des Warschauer Paktes. In unterirdischen Silos lagerten Interkontinentalraketen des Typs RT-23 mit atomaren Mehrfachsprengköpfen mit einer Reichweite bis zu 11.000 km und einer Zielgenauigkeit von ca. 200 Metern. 36 Raketen in mobilen Einheiten und 56 in Silos. LKWs zum Transport der Raketen sowie Panzer der Schutztruppen stehen auch auf dem Gelände. Ein tonnenschwerer Silodeckel konnte in 8 Sekunden geöffnet werden und die Rakete war abschussbereit. In einem Abschusssilo ist die als Rakete getarnte mobile Leitzentrale untergebracht. Mit einem Fahrstuhl kann man in die Tiefe zum Einsatzleitstand fahren. Dort ist auch der sog. „rote Knopf“, der in Wirklichkeit grau ist und zum Glück nie gedrückt wurde. Im Zuge der Abrüstungsverhandlungen zum Ende des Kalten Krieges wurden die Sprengköpfe nach Russland überführt und die Raketen entfernt. Für diese Abrüstung haben die USA und Russland der Ukraine ihre Souveränität zugesichert. Für uns ist es sehr fraglich, ob die Ukraine als Puffer zwischen dem Westen und Russland tatsächlich eine friedliche Zukunft hat.

Auf dem Rückweg schauen wir uns noch Krakau in Polen an. Diese Stadt wurde von der Unesco zu einer der 12 historisch bedeutendsten Städte erklärt. In der Altstadt sind noch 140 Kirchen, 70 Paläste und 5000 Bürgerhäuser erhalten, ein riesiger Marktplatz mit Cafes und Restaurants sowie einer riesigen Stadtmauer. Sehr lohnenswert.

Nach 9.800 Kilometern, 49 Tagen und 28 Camps machen wir kurz vor Berlin auf einem schönen Campingplatz (zum Glück mit wenigen Dauercampern) einen Zwischenstopp, um unsere Ausrüstung zu ordnen und uns dann unserem Alltag zu Hause behutsam zu nähern.