Die große Salzwüste „Dasht-e-Kavir (April 2006)
Auch wenn es für Perser unvorstellbar ist, dass man beim Besuch ihres Landes in die Wüste fährt, wollen wir die Dasht-e-Kavir, die große Salzwüste erkunden. Nicht zuletzt, weil die Seidenstraße hier viele Relikte wie Karawansereien, Zitadellen, Burgen, Schutzwälle, Bewässerungssysteme und Wüstendörfer - erbaut aus gebrannten Lehmziegeln - hinterlassen hat. Teilweise sind diese Zeitzeugen der Geschichte noch gut erhalten oder wurden gerade in der letzten Zeit umfassend restauriert.
Bild Karawanserei
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Bild Wüstendorf Kharanaq
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Als wir Teheran verlassen, haben auch wir nur wage Vorstellungen, was uns in der 200.000 km² großen Salzwüste südöstlich der Hauptstadt erwartet. Mit einem ausreichenden Wasser- und Dieselvorrat ausgestattet, starten wir für 10 Tage. Die Temperatur steigt mit jedem Kilometer Richtung Süden an, so dass 35°C im Schatten schnell erreicht sind und wir auf den Luxus unserer Klimaanlage nicht mehr verzichten möchten. Erstaunlich gut kommen wir voran, da auch kleine Zufahrtswege überwiegend asphaltiert und die Schotterpisten gut zu befahren sind. Das richtige „Off-Roadfeeling“ kommt da nur an wenigen Stellen auf, wo die Wege durch Regen und Schlamm aus den Bergen weggespült sind.
Bild Unpassierbare Straße
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Die Reise in die große Salzwüste ist auch eine Reise durch die geologische Geschichte des Iran. Bei dieser Wüste handelt es sich um den ausgetrockneten Überrest eines urzeitlichen, versalzten Binnenmeeres. Die Flüsse der umliegenden regen- und schneereichen Gebirge ergossen sich mit ihrer Fracht aus verwittertem Gesteins- und Salzmaterial in diesem abflusslosen Binnenmeer. Durch die starke Verdunstung lagerten sich Salzschicht um Salzschicht am Boden ab. Die Dasht-e-Kavir entstand. Nur an ganz wenigen Stellen sieht man Sand und Dünen. Überwiegend finden wir eine Stein- und Salzwüste vor. Salzdome, so genannte Diapire ragen mehrere 1000 Meter pilzförmig empor. Rot, gelb und türkis gefärbte Sedimente werden durch den Druck der Erdkrusten an die Oberfläche getragen, wo Erosion, Wind und Wetter dann ein Übriges tun. Fantastische Muster in diesen Hügeln und Bergketten entstehen.
Ein Erlebnis der ganz besonderen Art ist es über die riesigen Salzseen zu fahren, die uns wie ein großes Neuschneefeld vorkommen. Gleißend hell ist das Licht hier und selbst mit Sonnenbrille muss man die Augen zusammen kneifen.
Bei so viel bizarrer Wüstenformationen, ist es wie das Paradies, wenn man auf eine grüne Oase trifft. Nach 700 km erreichen wir eine solche Oase – Garmeh. 200 Einwohner leben in dieser Palmenoase. Die Bewässerung der Dattelpalmen sowie die kleinen Ackerflächen ist durch eine Quelle, die im Bergmassiv entspringt, gesichert. Wir dürfen genau an dieser Stelle unser Camp aufschlagen und genießen das kleine Paradies für einige Tage.
Am östlichen Rand der Dasht-e-Kavir erreichen wir die Stadt Tabas. Auch hier gibt es viele kleine Oasen, wo Dank des unterirdischen Qanat-Systems alles bewässert werden kann und somit Landwirtschaft, Viehhaltung und nicht zuletzt Leben möglich ist. In der Dorfschule in der Oase Esfak werden immerhin 10 Schüler zwischen 6 und 9 Jahren von einem Lehrer unterrichtet. Unser Besuch hat dort zur morgendlichen Auflockerung des Schulalltags beigetragen. Aber auch die Landflucht hat in den Oasen ihre Spuren hinterlassen. Die Landwirtschaft und Plantagen machen an vielen Stellen einen verlassenen Eindruck. Die jungen Einwohner suchen ihr Glück in den Städten und die Alten bleiben zurück.
Bild Dorfschule in der Oase Esfak
Yadz, eine wichtige Stadt an der Seidenstraße schon bevor Marco Polo Ende des 13. Jht. hier war. Die Altstadt ist eine der ältesten Städte der Erde. Ein Gassenlabyrinth und überall Häuser und Mauern aus sonnengetrockneten Lehmziegeln. Bekannt sind in Yadz die vielen alten Windtürme auf den Dächern der Häuser, die kühle Luft in die tieferliegenden Räume führen. Heute lösen jedoch immer mehr moderne Klimaanlagen die alten Systeme ab.
Bild Alte und neue Klimaanlagen
Unsere Tour durch die Wüste endet nach 10 Tagen wieder in Teheran, wo wir uns intensiv auf die nächsten Reiseabschnitte nach Turkmenistan, Usbekistan und Tadschikistan vorbereiten und ganz nebenbei noch den Geburtstag von Andreas mit vielen Freunden, iranischer „Haus-Musik“ und einer großen Torte in Form unseres Geländewagens feiern.