Herzlicher Iran (April 2006)
Wir sind auf den Grenzübertritt in den Iran sehr gespannt. Während unserer ersten Reise im Jahr 2002 hatten wir viele schöne Erinnerungen aus diesem Land mitgenommen und nun stehen wir wieder voller Erwartungen am Grenzübergang bei Bazargan: Was hat sich alles geändert? Wird man als Fremder immer noch so wahnsinnig herzlich empfangen? Wie sieht die politische Situation nach dem Präsidentenwechsel im Jahre 2005 aus? Und dann noch die vielen Fragen der Freunde: Ist der Iran sicher? Wie sieht die Situation bezüglich Erdbeben aus? Was steckt hinter der Urananreicherung? ... Aber alles der Reihe nach.
Die Grenzpolizisten sind sehr freundlich und unkompliziert, so dass wir nach knapp 30 Minuten mit allen Einreiseformalitäten fertig sind. Das ist absoluter Rekord!
Das inzwischen für Langzeitaufenthalte obligatorische iranische Nummernschild besorgen wir uns später in Teheran, da wir durch die nächste größere Stadt Tabriz am Freitag, dem islamischen Wochenende, fahren. In Teheran geraten wir leider mitten in die Umorganisation der Kfz-Zulassungsbehörde, was Andreas eine „Bürokratietour“ von zwei Tagen beschert.
Bild Tankstellenchaos
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Zunächst erleben wir bei der Dieselversorgung eine besondere Überraschung. In Grenznähe zur Türkei sind die Tankstellen „trocken“. Die Trucks nutzen anscheinend intensiv die günstigen Dieselpreise im Iran und nur wenige Tankstellen verkaufen überhaupt Dieselkraftstoff, da es im Iran keine Diesel-Pkws gibt. Zwangsläufig geraten wir auf unserer Tankstellensuche in die Dunkelheit und als wir nur noch wenige Liter im Tank haben, bitten wir die nächste Polizeistreife um Hilfe. Sofort werden wir mit Blaulicht zu einer Bretterbude eskortiert, wo noch einige Liter Diesel aufzutreiben sind. Am nächsten Tag stehen wir an erster Stelle an einer Tankstelle, die in einigen Stunden eine Lieferung Diesel erwartet. Binnen kürzester Zeit sind wir von ca. 20 Trucks umringt, die ebenfalls Diesel benötigen und unser Warten als Startsignal verstanden haben. Alle Schwierigkeiten sind vergessen, als wir 200 Liter im Tank haben und dafür den Traumpreis von umgerechnet 3,40 Euro (!) bezahlen.
Mit dem nötigen Dieselvorrat ausgestattet, geht es in die Berge in der Region Kordertan im Westen Irans. Auf den hohen Gipfeln liegt noch Schnee und die Zeltübernachtungen sind mit Temperaturen um den Gefrierpunkt weiterhin frisch. Das hält uns aber nicht ab, den Thron des Salomon (Takht-e-Soleiman in 2200 m Höhe) mit seinem 1500 Jahre alten Festungswall und Salomons Gefängnis mit einem 150 Meter tiefen Krater zu besuchen.
Bild Salomons Thron
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Bild Krater
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Wie überall im Iran werden wir von der Bevölkerung herzlich aufgenommen. Man bietet uns nicht nur einen Platz zum Campen an, sondern lädt uns sofort ins Haus zum Tee ein und versorgt uns mit frischem Brot, Eiern und Früchten. Die Gastfreundschaft ist grenzenlos !!! Bis zu 30 Kilometer eskortiert uns die Polizei, als wir uns total verfahren.
Bild Gastgeber
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Bild Polizeieskorte
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Eine der größten Touristenattraktionen Irans sind die riesigen Tropfsteinhöhlen von Ali Sadr, die wir mit einer unterirdischen Bootstour erkunden. Optional kann man auch 20 Kilometer in dem Höhlensystem wandern. Etwas Vergleichbares haben wir noch nicht gesehen.
In Teheran angekommen, finden wir eine sehr herzliche Aufnahme bei unseren Freunden Lidia und Hassan, die vor einem halben Jahr mit ihren drei Kindern von Deutschland in den Iran gezogen sind. Mit Familienanschluss und einem umfassenden Besuchsprogramm bei Verwandten und Bekannten erleben wir Teheran von einer ganz anderen- eher privaten und vom Alltag geprägten - Seite. Utes Campküche wird zeitweilig durch persische Köstlichkeiten ersetzt.
Auch Ute kann sich nach und nach mit dem obligatorischen Kopftuch anfreunden, dass von vielen Frauen nur noch als minimales „Schmuckelement“ getragen wird. Überhaupt erscheint uns das öffentliche Leben wesentlich freizügiger zu sein, als noch vor vier Jahren. Überall gibt es inzwischen Satellitenantennen an den Häusern, um ausländisches Fernsehen zu empfangen, was vor vier Jahren noch undenkbar war. Die übergroßen Plakate der Ayatollahs sind etwas verblasst und werden von westlicher Werbung verdrängt.
Am Wochenende steht auch ein Ausflug in das nahe Skigebiet an. Viel Sonne, Tages-Liftpässe für 6 Euro und keine Warteschlangen wecken in uns ein ganz neues Skigefühl, wie wir es aus den Alpen schon lange nicht mehr kennen.
Nach einer Woche Rast bei unseren Freunden zieht es uns in die große Salzwüste (Dasht-e-Lut), die zu den unwirtlichsten Gegenden der Welt zählt. Schließlich wollen wir bei unserer zweiten Irantour neue Orte kennen lernen, die wir vor vier Jahren noch nicht besucht haben. Hier empfehlen wir zur Abrundung des Iranbildes den ersten Reisebericht aus 2002 im Archiv unserer Website.
Jetzt heißt es aber erst einmal wieder ein Internet Cafe zu finden, um diesen Bericht auf unsere Website zu bringen.