Mobil-Menü

Abschied aus dem Iran (Mai 2006)

Von Teheran aus führt uns der Weg durch das unmittelbar im Norden der Stadt angrenzende Elbruz Gebirge mit dem schneebedeckten Damavand Massiv (5671 Meter). Eine so schöne Gebirgslandschaft direkt an der 14 Millionenmetropole Teheran haben wir nicht erwartet. Viele Trekking- und Skitouren sind hier möglich.

Bild Damavand

Kurz hinter der Gebirgskette erreichen wir die Badeorte am Kaspischen Meer. Das Wetter ist zwar etwas regnerisch, was dem sehr interessanten Strandleben aber keinen Abbruch tut. Die Kleiderordnung scheint für Frauen nicht wirklich praktisch zu sein, die Stimmung ist dennoch ausgelassen. Der Motelbesitzer Ali lässt uns wieder einmal an der grenzenlosen iranischen Gastfreundfreundschaft teilhaben. Der Stellplatz für unser Camp ist kostenlos, ebenso das Zimmer, das wir zum Duschen nutzen dürfen und „last but not least“ besorgt uns Ali noch aus einem nahe gelegenem Restaurant ein vorzügliches Abendmenü. Die Schilderung seiner Erlebnisse in Deutschland bezüglich deutscher Gastfreundschaft stimmen uns dann doch etwas nachdenklich. Dieses „Gen“ scheint bei uns Deutschen leider unterentwickelt zu sein ...

Bild Badefreuden

Auf dem Weg zur turkmenischen Grenze wollen wir unbedingt den 160 Kilometer langen Grenzwall erkunden, der im sechsten Jahrhundert gegen die Angreifer aus dem Norden errichtet wurde. Leider ist nur noch ein niedriger Erdwall vorzufinden, der heute von den Bauern in ihre Felder integriert wurde. Bei der Suche nach unserem Nachtcamp landen wir unversehens auf einer wunderschönen Farm. Hier lebt die Amerikanerin Louise Firouz seit einigen Jahrzehnten und züchtet die berühmten turkmenischen Pferde. Diese Rassepferde haben schon den Reiterarmeen Alexander des Großen und Timur hervorragende Dienste geleistet, da sie mit einem Minimum an Wasser auskommen, was für die Wüste sehr wichtig ist. Jeder, der einmal besondere Reiterferien erleben möchte, kann sich bei Louise melden.

Bild Louises Farm
Bild Die Pferdeflüsterin

Das Gespräch mit Louise ist sehr aufschlussreich und besonders interessiert für uns. Wie erlebt eine alleinlebende, amerikanische Frau die „Achse des Bösen“ ? Kurzum, sie genießt das friedliche Leben im Iran und steht der Außenpolitik von George Bush sehr kritisch gegenüber. Mit ihrem signierten Buch über turkmenische Pferde ausgestattet, geht es weiter zur iranisch – turkmenischen Grenze. Wir haben ein festes Einreisedatum von den turkmenischen Behörden bestätigt bekommen, das für uns verbindlich ist.

Wieder einmal heißt es, Abschied aus dem Iran zu nehmen. Schon beim letzten Besuch ist unser dieser Abschied sehr schwer gefallen. Dieses Mal ist es ein Abschied in eine ungewisse Zukunft für dieses wunderschöne und herzliche Land.
Jeder, der diese Zeilen in unserer westlichen Heimat liest, wird an dieser Stelle etwas verwundert sein, denn die Berichterstattung in unseren Medien zeichnet doch ein ganz anderes Bild über den Iran. Das führte sogar soweit, dass alle Freunde und Verwandten sehr besorgt um unser Schicksal waren, als sie von unseren Reiseplänen durch den Iran erfuhren. Wir haben unterwegs sehr viele Reisende aus verschiedenen Ländern getroffen und alle haben die gleichen Erfahrungen gemacht. Das Iranbild ist im jeweiligen Heimatland völlig einseitig und entspricht nicht dem, was man hier tatsächlich vorfindet. Ein Südafrikaner bringt es auf den Punkt: „I had been in prison of media before I came to Iran“ (Ich war im Gefängnis der Medien bevor ich in den Iran kam). Wie wir, hat sich keiner der vielen Touristen auch nur eine Sekunde unsicher gefühlt.

Mit dem letzten Bild aus dem Iran ist unsere Hoffnung verbunden, dass der Frieden für dieses Volk durch die Weltpolitik nicht nochmals leichtfertig aufs Spiel gesetzt wird. Eine Million Tote nach dem irakischen Angriff im Jahr 1980 sowie eine totale Fehleinschätzung der damaligen Sicherheitslage durch die westlichen Machthaber und die UdSSR zu Gunsten von Saddam Hussein zeigen die Grenzen der Machtpolitik.


Bild Eine Million Tote