Kambodscha:
Unterwegs im Reich der Khmer
Februar 2015
Eine Reise nach Kambodscha, das ist auch eine Reise ins Reich der Khmer, das einst Laos, Vietnam sowie Teile von Thailand umfasste. In der Ebene von Angkor entstand die Hauptstadt der Khmer und war Sitz der Götter auf Erden. 1000 Tempel, die im Dschungel im vorletzten Jahrhundert wiederentdeckt wurden, sind heute ein Touristenmagnet erster Klasse. Aber es gibt auch eine traurige Geschichte der Khmer - die Roten Khmer, die radikal-sozialistische Schreckensherrschaft Pol Pots, die vor 40 Jahren ein zivilisiertes Land in die Steinzeit zurückversetzte. Bei unserer Reise durch Kambodscha besuchen wir neben den historischen und kulturellen Highlights auch die Strände und gefährdeten Nationalparks an der Küste.
Wir verlassen Laos bei Nong Nok Khieme, um nach Kambodscha einzureisen. Dabei bleibt das Auto zunächst auf der laotischen Seite stehen, während wir alle Aus- und Einreise sowie die Zollformalitäten und den obligatorischen Fieber-Test (kein Fieber - kein Ebola) erledigen. Auch wenn Kambodscha kein Carnet-pflichtiges Land ist, so wird diese Zollbürgschaft doch anerkannt. Ohne Carnet de Passage muss man nach Information anderer Reisender an diesem Grenzübergang 300 US Dollar Zollgebühr bezahlen oder die offiziellen Zolldokumente zwei Wochen vor der Einreise über die Webseite der kambodschanischen Zollbehörden beantragen. Nachdem die Reifen mit Desinfektionsmittel für zwei US Dollar besprüht sind, beantragen wir ein 30 Tage-Touristenvisum für 35 US Dollar und dürfen den Grenzübergang ohne weitere Kontrollen passieren.
Unsere Reise geht zuerst in den Norden des Landes und dann über Angkor, Siem Reap, die Hauptstadt Phnom Penh weiter bis an die Küste Kambodschas.
„Nation, Religion, König“ Das ist der Wahlspruch des Königreichs Kambodschas, in dem 85-90 Prozent der 14 Millionen Einwohner Khmer sind. Ethnologisch ist Kambodscha damit das homogenste Land in Südostasien. Die Menschen bekennen sich überwiegend zum Buddhismus. Das moderne Kambodscha umfasst heute 181.000 km² und ging einst aus dem mächtigen Khmer-Reich hervor, das sich vom 5. bis zum 14. Jh. über Laos, Vietnam sowie große Teile von Thailand erstreckte.
Doch was ist von dem großen Reich der Khmer übriggeblieben ?
Jayavarman II., der von 802 bis 850 regierte, gilt als Gründer des ersten Khmer-Staates. Er ließ die neue Hauptstadt Angkor sowie die ersten Tempel der weltweit größten Ansammlung von sakralen Monumenten erbauen. Die Tempelanlagen befinden sich auf einer Fläche von 200 km² und gehören heute zum UNESCO Weltkulturerbe. In der Blütezeit des Angkor-Reiches im 12. Jh. lebten im Umkreis der Tempel ca. eine Millionen Khmer. In London lebten zur gleichen Zeit gerade mal 50.000 Menschen. Damit war Angkor die größte Stadt der Welt und gleichzeitig Drehscheibe des Handels zwischen Indien und China. Für uns ist dieser Aspekt sehr interessant, denn auch die Seidenstraße hatte im 12. Jh. ihre Blütezeit. Allerdings werden die Handelswege in Südostasien in der Literatur kaum erwähnt. Das Angkor-Reich zeichnete sich zudem noch durch eine unvergleichliche Hochzivilisation in allen Bereichen des öffentlichen Lebens sowie durch eine tiefe Religiosität aus. In 700 Jahren ließen die Könige von Angkor sieben Hauptstädte in der Angkor-Ebene erbauen. Die Herrscher von Angkor regierten dabei als Gottkönige und verehrten die hinduistischen Götter Shiva und Vishnu. Mit der Errichtung von Tempeln auf einer Anhöhe wurde der heilige Berg Meru, Wohnsitz der Götter, versinnbildlicht. Um die Tempel wurden Wasserbassins angelegt und dahinter lag die Stadt mit ihren Reisfeldern. Ein ausgeklügeltes Wasserverteilungssystem mit mehr als 200 Kanälen und riesigen Wasserreservoirs, die als Wasserspeicher in der Trockenzeit und Auffangbecken in der Regenzeit dienten, machte das Leben in Angkor und die Versorgung der Bewohner erst möglich. Zahlreiche Kriege und Dürreperioden läuteten im 15. Jh. aber den Untergang dieser Hochkultur ein. Die Tempel wurden verlassen, geplündert und dann der Natur überlassen. In den 1860er Jahren wurde Angkor von dem französischen Forscher Henri Mouhot wiederentdeckt und erst durch seine schillernden Dokumentationen von der westlichen Öffentlichkeit wahrgenommen. 1000 Tempel hat man bis heute im Dschungel entdeckt. Unermesslich ist der künstlerische Wert dieser Anlagen mit den filigranen Steinmetzarbeiten, die einst mit Gold und Bronze verziert waren.
Ausgangspunkt für unsere Tempelbesichtigungen ist die Stadt Siem Reap, wo wir uns ein 3 Tages-Ticket kaufen. Die Tempelanlagen sind sehr weitläufig. Um den Besucherströmen zu entgehen starten wir azyklisch ab 7 Uhr morgens unsere Besichtigungstour. Angkor Wat ist der größte und auch bekannteste Tempel, der von den Touristen geradezu überrannt wird. Sehr mystisch wirken aber jene Tempel, die von den riesigen Würgefeigen überwuchert sind. Angkor Thom, die große Stadt, war die letzte Hauptstadt der Khmer. Ein noch größerer Burggraben und noch wehrhaftere größere Mauern als bei den älteren Anlagen von immerhin 12 Kilometern Länge und acht Meter Höhe sollten Eindringlinge und Plünderer abschrecken. Heute hat der Dschungel auch diese Anlage erobert. Uns beeindruckt besonders der Bayon-Tempel mit dem ewigen Lächeln der großen Steingesichter. 50 Kilometer außerhalb von Siem Reap liegt Kbal Spean, wo wir nach einer Wanderung durch den Dschungel einen fast ausgetrockneten Fluss, auch „Fluss der Tausend Lingas“ genannt, erreichen. Aus dem Gestein des Flussbettes wurden kunstvolle Phallussymbole sowie Skulpturen von Hindugottheiten herausgemeißelt.
Die Tempel von Angkor sind auch heute immer noch Stätten der tiefen Religiosität. Es ist für uns völlig unverständlich, die vielen chinesischen Reisegruppen zu sehen, die sich laut und rücksichtslos durch die Tempel schieben und überall herumklettern, während der Reiseleiter mit Megaphon versucht, die Aufmerksamkeit der Teilnehmer auf seine Erläuterungen zu den Tempelanlagen zu lenken. Doch die machen mit ihren Smartphones lieber Selfies oder unterhalten sich. Nicht zu vergessen die obligatorischen Fotos mit dem „Victory-Zeichen“. Man sollte auf keinem Fall zum chinesischen Neujahrsfest nach Angkor kommen, denn dann wird es hier sicher noch viel anstrengender.
Nach unseren Tempelbesichtigungen ist die quirlige Stadt Siem Reap mit den vielen Bars, Restaurants und dem Nachtmarkt ein willkommener aber auch krasser Gegensatz zum Kulturprogramm. Ein Schmelztiegel vieler Kulturen, ein Sprachgewirr der Touristen aus aller Welt und ein Treffpunkt für Alt und Jung, Urlauber, Kulturfanatiker, Südostasien-Fans, schweigende Smartphone-Surfer … und, und, und. Wir genießen es hier abends einkaufen und essen zu gehen. Auf frittierte Taranteln und Schlagen am Spieß haben wir allerdings lieber verzichtet.
Im Norden Kambodschas an der thailändischen Grenze liegt der bedeutende Tempel Prasat Preah Vihear, ein wichtiger Pilgerort der Khmer. Die historische Handelsstraße der Khmer verlief von Angkor über Prasat Preah bis zum Khmer-Tempel Phou in Laos. Die Zufahrt zum Tempelkomplex ist eine neu ausgebaute Straße - nur die letzten Kilometer erfordern ein Fahrzeug mit Untersetzungsgetriebe, um die extremen Anstieg zum Tempel zu überwinden. Die Tempelanlage liegt auf dem Dangkret-Bergrücken in 625 Meter Höhe und wir erleben einen atemberaubenden Ausblick in die Ebene von Kambodscha. Aufgrund der Abgeschiedenheit können wir diesen Tempel in aller Ruhe besichtigen, weil sich viele Touristen nur auf die Tempel von Angkor konzentrieren. Es ist allgemein nicht bekannt, dass die langjährigen, bewaffneten Grenzstreitigkeiten um diesen Tempel inzwischen beigelegt sind. Selbst das Auswärtige Amt in Berlin warnt immer noch (in einer leider veralteten Information) vor einem Besuch dieser Region. Zwar haben wir immer noch viel kambodschanisches Militär gesehen, doch die Berge sind inzwischen von Minen aus der Zeit der Roten Khmer geräumt und wir können sogar über die vor kurzem noch gesperrte Osttreppe hoch zur Tempelanlage gehen.
Ein Unikum in Südostasien sind die völlig überladenen Fahrzeuge. Stellvertretend haben wir einige Bilder in Kambodscha festgehalten. Etwa sitzen bis zu fünf Personen auf einem Motorrad oder es wird ein schwerer, völlig überladen Anhänger hinterhergezogen. Manchmal ragt die Ladung dabei bis zu einem Meter rechts und links über das Zweirad hinaus. Was für ein Balanceakt. Autoklappen sind grundsätzlich offen und das Transportgut hängt ziemlich ungesichert aus dem Auto heraus. Lebende Hühner, mit den Krallen an den überstehenden Kisten nach oben gebunden, sind kein seltenes Bild. Unvorstellbar in Deutschland ! Was würde wohl unsere Verkehrspolizei dazu sagen?
Eine weitere Kuriosität in Kambodscha ist die Währung. An den Geldautomaten bekommt man nicht die Landeswährung, sondern nur US Dollar, der sich inzwischen zur allseits akzeptierten Nebenwährung entwickelt hat. Allerdings gibt es keine Cent-Stücke, so dass Kleingeld beim Wechseln dann in kambodschanischen Riel herausgegeben wird.
Kambodscha ist genauso wie Laos ein sehr armes Land und die Wirtschaft des Landes ist noch immer hauptsächlich landwirtschaftlich geprägt. In den vergangenen Jahren wurde der Tourismus zwar zu einer wichtigen Einnahmequelle, doch die negativen Effekte wie Kinderprostitution, Drogen und organisierte Kriminalität sind nicht wegzudiskutieren. Das größte Problem in Kambodscha ist jedoch die Korruption. Sie ist verbreitet wie in kaum einem anderen südostasiatischen Land. Laut Korruptionsindex 2013 ist Kambodscha das korrupteste Land aller Asean-Staaten, dem Verband der südostasiatischen Staaten.
Aber Kambodscha hat auch eine sehr grausame Zeit unter der Herrschaft der Roten Khmer erlebt. Zum besseren Verständnis der heutigen Situation ist ein Blick in die Vergangenheit erforderlich: 1887 hatte Frankreich sein Kolonialreich Indochina aus den drei Ländern Vietnam, Laos und Kambodscha gegründet. Die Kambodschaner erhofften sich von Frankreich Unterstützung, da die Nachbarländer Thailand und Vietnam im 19. Jh. ständig um die Vorherrschaft in Kambodschas kämpften. Doch die Franzosen merkten bald, dass die Ausbeutung des Landes in Bezug auf Bodenschätze und Wälder nicht so viel einbringen würde wie erhofft und taten nur das Allernotwendigste für die Entwicklung des Landes. Als sich Frankreich 1954 zurückzog und auf alle Ansprüche in Indochina verzichtete, kam König Sihanouk für fast 16 Jahre an die Macht. In dieser Zeit war Kambodscha eines der reichsten Länder Südostasiens. Doch als der Vietnamkrieg auch auf Kambodscha und hier vor allem auf den im Westen des Landes gelegenen Ho Chi Minh Pfad übergriff und die Bombardements der Amerikaner immer heftiger wurden, hatte das verheerende Folgen für das Land. Der Ho Chi Minh Pfad war ein wichtiger Nachschubweg für Waffen, Munition, Lebensmittel und Soldaten aus dem kommunistischen Norden Vietnams zur Unterstützung der Vietcong-Bewegung in ihrem Kampf gegen Südvietnam. Die USA, die Südvietnam unterstützten, griffen ab 1969 Teile von Laos und Kambodscha an, obwohl beide Länder neutral waren. Diese Angriffe waren nach amerikanischem Gesetz illegal und trugen nicht unerheblich dazu bei, dass beide Länder in die „offenen Arme“ der kommunistischen Staaten Nordvietnam, China und der Sowjetunion getrieben wurden. Der „kommunistische Domino-Effekt“, den die Amerikaner durch ihr militärisches Eingreifen in Indochina verhindern wollten, wurde durch den Vietnamkrieg erst richtig ausgelöst und führte später zur schlimmsten Zeit in der Geschichte Kambodschas: der Schreckensherrschaft der Roten Khmer unter Führung vom „Bruder Nr. 1“ Pol Pot.
Nach dem Vietnamkrieg war Kambodscha verarmt und das korrupte Königshaus wurde von der Bevölkerung nicht mehr akzeptiert. So war es dem kommunistischen Regime der Roten Khmer ein Leichtes an die Macht zu kommen. Sie lehnten sich gegen den Kolonialismus und den Imperialismus auf, wollten die Gesellschaft radikal verändern und das Land mit brutaler Gewalt in einen kommunistischen Bauernstaat verwandeln. Der König wurde gestürzt und ein Bürgerkrieg endet 1975 mit der Einnahme der Hauptstadt Phnom Penhs. Das dann folgende Terrorregime der Roten Khmer dauerte fast vier Jahre. Doch diese Zeit hat im Gedächtnis der Generation, die überlebt hat, tiefe Spuren hinterlassen. In den ersten Monaten der revolutionären Ära verwandelte sich das Land in ein gigantisches Arbeits- und Gefangenenlager. Insgesamt gab es mehr als 200 Arbeitslager. Die Menschen wurden aus den Städten auf die Reisfelder des Landes deportiert, um dort 12 bis 14 Stunden hart zu arbeiten, Geld wurde abgeschafft, Bücher wurden verbrannt, Banken, Krankenhäuser sowie Schulen wurden geschlossen und jegliche Religionsausübung war verboten. Unter der Diktatur der Roten Khmer wurden massenhaft politische Oppositionelle, Lehrer, Händler und beinahe die gesamte intellektuelle Elite des Landes sowie deren Familienangehörige und Kinder getötet. Im berüchtigten „Sicherheitsgefängnis 21“ in Phnom Penh, einer ehemaligen Schule, die heute zum Museum umgebaut ist, hielt man einst die Gefangenen fest. Wer hier nicht an den Folgen der Folter starb, wurde auf den Killing Fields von Choeung Ek vor den Toren der Stadt umgebracht. Fast 20.000 Exekutionen wurden dort durch Erschießen, Erschlagen, Köpfen mit Feldhacken und Ersticken mittels Plastiktüten vorgenommen. Uns hat am meisten der Baum schockiert, an dem Kleinkinder zerschmettert wurden. Bis zum Ende ihrer Herrschaft 1978 fielen den Roten Khmer nach Schätzungen ca. 3 Millionen Menschen durch Ermordung, Nahrungsmangel oder Krankheiten zum Opfer. Nach ihrer Vertreibung durch vietnamesische Invasionstruppen wurden die Roten Khmer erneut für zwei Jahrzehnte zu einer Untergrundbewegung und dabei zeitweise von verschiedenen, auch westlichen Ländern unterstützt, bis sie sich 1998 endgültig auflösten. An der thailändischen Grenze bei Anglong Veng besuchen wir die letzte Stätte vom „Schlächter Nr. 1“, Pol Pot, der hier 1998 auf Müll und alten Autoreifen verbrannt wurde. Die juristische Aufarbeitung der Verbrechen dauert bis heute an.
Bei all diesen Grausamkeiten scheint es doch fast so, dass das Vernichten der eigenen Spezies ein fester Bestandteil unseres menschlichen Verhaltens ist. Während wir uns betroffen, wütend und gleichzeitig sprachlos in den Foltergefängnissen und auf den Killing Fields umschauen, köpft die Terrororganisation IS vor laufenden Kameras unschuldige Menschen. Für uns stellt sich schon lange nicht mehr die Frage: „Mein Gott, wie konnte so etwas passieren !“, weil es leider immer wieder passiert und passieren wird. Deshalb ist es für uns so wichtig, nicht zu resignieren und abzustumpfen, sondern unser Mitleid und Mitgefühl zu nutzen, um Informationen über diese Grausamkeiten weiterzugeben und Menschen zu unterstützen, die sich vor Ort mit ihrer langjährigen Erfahrung für die Opfer und ihre Hinterbliebenen einsetzen.
Nach so vielen traurigen Erlebnissen verlassen wir die staubige Hauptstadt, die eine einzige Baustelle ist und fahren zum Tonle Sab See. Hier haben sich viele Vietnamesen angesiedelt, da sie illegal in Kambodscha leben und deshalb kein Land besitzen dürfen. So wohnen sie auf ihren Booten, die teils zu kleinen Ortschaften angewachsen sind. Auch wenn es dort sehr nach getrocknetem Fisch riecht, ist dieser Abstecher absolut lohnenswert.
Ein völliges Kontrastprogramm erleben wir im Süden Kambodschas. Dort gibt es eine 450 Kilometer lange Küste, wobei nur ein kleiner Teil wirklich für Touristen zum Baden und Sonnen zugänglich ist. Große Teile der Küste sind Nationalpark oder noch nicht erschlossen. Aber der Bauboom der Chinesen ist bereits voll im Gange und am noch ruhigen Otres Beach bei Sihanoukville müssen die urigen Strandbars schon modernen Hotels und Bungalows weichen. Der Urlaubsstil hat sich hier in den letzten Jahren extrem geändert. Touristen kommen nicht mehr mit Rucksack, um in einfachen Strohhütten zu relaxen, sondern mit Rollkoffer und erwarten Unterkünfte mit Dusche, TV, WiFi und AC. Der Begriff „Geheimtipp“ wurde in den letzten Jahren für dieses tropische Badeparadies zu sehr strapaziert. Ein Tag am Stand kann hier schnell in Stress ausarten. „Hello Mister, massage, coconut, cold drinks ?“ Es vergehen keine 10 Minuten, in denen man nicht von Strandverkäufern angesprochen wird oder Damen Massagen, Pedi-oder Maniküre anbieten. In den Ferien und an den Wochenenden kommen die Einheimischen aus den Dörfern und wohlhabende Kambodschaner reisen aus Phnom Penh an. Sie alle hinterlassen nach ihrem Urlaub dann Berge von Müll.
Einsame, weiße Strände – ja, es gibt sie noch ! Allerdings müssen wir ein wenig suchen und auf dem Weg dahin mit unserem Auto einige Male durch tiefen Sand und über steile Pisten fahren. Es sind die Nationalparks Ream und Boutum Sakor, wo wir unsere „5-Sterne-Camps“ finden. Aber es gibt hier auch einen Wehrmutstropfen, denn diverse chinesische Unternehmen haben große Teile der Nationalparks und die Grundstücke am Meer aufgekauft. Wir fahren im Boutum Sakor Nationalpark 70 Kilometer über die fast fertiggestellte 4-spurige Autobahn an die Küste, wo in den nächsten 25 Jahren sieben Retortenstädte mit Hafen, Luxusresorts, Casinos, Golfplatz, Flughafen, Restaurants, Einzelhandelsgeschäfte etc. entstehen sollen. Ein ökologisch absolut fragwürdiges Projekt, wofür große Teile des Regenwaldes gerodet, Mangrovenwälder geopfert und die Einwohner der kleinen Fischerdörfer umgesiedelt werden müssen. Weiter ist geplant, dass große Flächen in diesem Nationalpark für Palmölplantagen genutzt werden, da der Bedarf an Palmkernöl als Bestandteil in Lebensmitteln, Kosmetikprodukten, Wasch- und Reinigungsmitteln, Farben und Lacken sowie in Biokraftstoffen weltweit stetig wächst und die tropischen Bedingungen in dieser Region für das Wachstum der Ölpalmen optimal ist. Die riesigen Monokulturen, die es heute schon in Indonesien, Malaysia, Afrika und Südamerika gibt, bedrohen die biologische Vielfalt und rauben vielen Tieren den Lebensraum. Wir können nur hoffen, dass Umweltverbände wenigstens das zweite Projekt noch stoppen.
Durch die Kardamomberge am Rande des zweitgrößten noch unberührten Regenwaldes in Südostasien fahren wir zur kambodschanisch-thailändischen Grenze. Dort trifft uns fast der Schlag, denn es sind gerade vier Busse mit Touristen angekommen, die alle aus Kambodscha ausreisen und nach Thailand einreisen wollen, so dass sich die eigentlich schnelle Abfertigung etwas länger hinzieht. In Thailand wollen wir nach 38.000 Kilometern erst einmal „Urlaub vom Reisen“ machen. Wir werden das Besichtigungsprogramm in Grenzen halten, was auch wegen der Wärme sicher sinnvoll ist und freuen uns auf unseren letzten Reiseabschnitt.
Wir verlassen Kambodscha mit sehr gemischten Gefühlen. Das Land hat eine beeindruckende und gleichzeitig sehr tragische Geschichte mit Jahren des Blutvergießens, Armut sowie politischer Instabilität hinter sich. Trotzdem wirken die Menschen optimistisch auf uns und haben immer ein Lächeln auf den Lippen. Wirklich bewundernswert !