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Unbekannt, Vergessen, Wiederentdeckt (Laos)

Januar 2015

Unbekannt? Weil viele Leute gar nicht wissen, wo Laos eigentlich genau liegt und was es dort zu entdecken gibt.
Vergessen? Weil Laos nicht nur in den Vietnamkrieg mit hineingezogen wurde; parallel fand auf dem Territorium des neutralen Landes auch noch ein „Geheimer Krieg“ der CIA statt, der bis heute kaum bekannt ist. Nach diesem Krieg wurde das Land und die Menschen sich und ihrem Schicksal überlassen.
Wiederentdeckt? Weil Laos seit einigen Jahren als attraktives Reiseland mit seiner einzigartigen Natur, der ehemaligen Königsstadt Luang Prabang, den buddhistischen Klöstern, den vielfältigen Märkten und dem Mekong mit seinen Inseln für den Tourismus entdeckt wurde.
… aber alles der Reihe nach.

Laos ist mit seinen 6,7 Millionen Einwohnern der einzige Binnenstaat in Südostasien und grenzt mit einer Fläche so groß wie die alten Bundesländer an China, Vietnam, Kambodscha, Thailand und Myanmar. Vor allem im Norden des Landes ist die Natur grandios. Die Berge, die sich bis in den Süden von Laos ausdehnen, sind hier am höchsten (Phu Bia mit 2819 Metern) und wir erleben Regenwälder, Wasserfälle und Karstberge von atemberaubender Schönheit. Auch wenn Laos keinen Zugang zum Meer hat, so können wir in den Flüssen und Stauseen baden. Nicht zuletzt bietet der Mekong, der das ganze Land durchzieht, viele Möglichkeiten für Bootstouren und „Strandfeeling“.

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In den ländlichen Regionen lebt die Mehrheit der Laoten noch wie ihre Vorfahren. Pfahlbauten und grüne Reisfelder prägen hier das Landschaftsbild. Der Buddhismus spielt im Leben der Menschen eine wichtige Rolle und so fahren wir immer wieder an Tempeln und Stupas vorbei. Doch die Pracht dieser buddhistischen Anlagen erscheint im Vergleich zu Myanmar verschwindend klein. Wie auch in anderen Ländern, finden wir in den Städten ein ganz anderes Bild: bunte Märkte, Garküchen, westlich gekleidete Laoten mit Smartphones, Bars und Restaurants. Man hat sich in den Touristenorten auf die Urlauber (4 Millionen im Jahr 2014) eingestellt. Besonders fallen uns die Chinesen auf, die Südostasien mit einer jährlichen Zuwachsrate von über 50 Prozent regelrecht überschwemmen. Außerhalb dieser Regionen ist Laos ein Entwicklungsland und bitter arm. Mit Englisch oder Französisch kommt man hier nicht wirklich weiter, aber ein Lachen wird immer erwidert – vor allem von den vielen Kindern.

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Route in Laos
Route in Laos

Auf unserer Tour durch Laos haben wir das Land von Norden bis Süden bereist und 2500 Kilometer zurückgelegt.

Wir verlassen China bei Mohan Ende 2014 und reisen ohne nennenswerte Probleme nach Laos ein. Das Visum bekommen wir ad hoc in den Pass geklebt, unser Carnet de Passage wird schnell abgestempelt und wir erwerben eine obligatorische Autoversicherung. An dieser sehr touristenfreundlichen Grenzabfertigung könnten sich einige Länder ein Beispiel nehmen.

Die von den Chinesen finanzierten Straßen in den Bergen sind überwiegend gut, wenn auch nicht zu vergleichen mit denen, in ihrem eigenen Land. In der Regenzeit machen Erdrutsche den Verkehrswegen allerding schwer zu schaffen. Die Straßen werden dann unterspült oder mit dem roten Sand blockiert. In der Trockenzeit wird das alles zu einer sehr staubigen Angelegenheit, wenn die Schäden beseitigt werden.

Angekommen in Laos
Angekommen in Laos

In Nordlaos angekommen, suchen wir uns zunächst ein schönes Camp. Wir wollen uns behelfsmäßig um unsere Blechschäden nach dem Unfall in China kümmern, das Auto nach fast 6000 gefahrenen Kilometern der letzten 5 Wochen endlich mal wieder von Innen sauber machen, Wäsche waschen, die Berichte unserer Webseite fertigstellen, unsere weiteren Reiseabschnitte planen und nicht zuletzt die Containerverschiffung von Bangkok nach Deutschland und unsere Heimflüge (4. Mai) organisieren. Etwas östlich von der Nordsüd-Hauptroute finden wir in Nong Kiao im Garten eines kleinen Hotels genau den richtigen (schattigen) Platz. Die Karstberge inmitten des Regenwaldes und der Blick auf den Fluss Nam Ou sind die optimale Umgebung, um die anstehenden Arbeiten zu erledigen und den Schock des Unfalls in China zu verdauen. Nachts ist es hier in den Bergen allerdings noch empfindlich kühl.

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In der Umgebung besichtigen wir Karsthöhlen, die der Bevölkerung von 1964 bis 1973 als Zuflucht vor den US-Bombenangriffen dienten. Neun Jahre lang wurden im Mittel alle acht Minuten über Laos Bomben abgeworfen. Laos kam dabei in der westlichen öffentlichen Wahrnehmung nicht wirklich vor. Für uns ist das ein Anlass, diesem Krieg und dessen Folgen besonders nachzugehen, denn das Thema wird uns während der Reise durch Laos und später auch durch Kambodscha immer wieder begleiten. Unsere Informationen haben wir in Museen, Informationszentralen, Dokumentationen, Gesprächen mit Menschen vor Ort und Mitarbeitern von Hilfsorganisationen gesammelt. Es ist uns nicht immer leicht gefallen, all das Gesehene zu verarbeiten und in Worte zu fassen.

Zuflucht während des Bombenkrieges
Zuflucht während des Bombenkrieges

Zum besseren Verständnis der heutigen Situation in Laos ist ein Blick in die Vergangenheit erforderlich. 1887 hatte Frankreich sein Kolonialreich Indochina aus den drei Ländern Vietnam, Laos und Kambodscha gegründet. Als sich Frankreich 1954 zurückzog und auf alle Ansprüche in Indochina verzichtete, unterstützten die USA das laotische Königshaus gegen den wachsenden Einfluss der kommunistischen Bewegung Pathet-Lao, die sich im Nordosten des Landes, im Grenzgebiet zu den kommunistischen Mächten Nordvietnams und Chinas sammelten und von der Sowjetunion und China unterstützt wurden. Ethnische Konflikte wurden von den Großmächten geschickt genutzt, um Laos zu destabilisieren, lange bevor es zum Krieg kam.

Als 1965 die USA Nordvietnam bombardierte, um die Ausdehnung des Kommunismus nach Südostasien aufzuhalten, war die Weltöffentlich erschüttert. Der parallel im Nachbarland Laos geführte „Geheime Krieg“ der CIA erscheint jedoch in keinem Geschichtsbuch. Das neutrale Laos geriet - bedingt durch seine geostrategische Lage - in einen Stellvertreterkrieg der Großmächte. Die USA bombardierten Nordlaos, um die kommunistischen Pathet-Lao-Kämpfer zu schwächen. Südlaos wurde von der USA bombardiert, um den sogenannten Ho Chi Minh Pfad, ein wichtiger Nachschubweg der Nordvietnamesen in Richtung Süden, zu zerstören. Die Sowjetunion und China beteiligten sich nicht direkt in diesem Krieg, unterstützten aber die Pathet-Lao-Bewegung mit Militärberatern und Waffen.

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CIA Flugfeld Vang Viang
CIA Flugfeld Vang Viang

Für den „Geheimen Krieg“ in Laos rekrutierten die CIA aus dem Volksstamm der Hmong 30.000 Männer, Frauen und auch Kinder, sobald diese im Stande waren, eine Waffe zu tragen. Unter der Leitung des Warlord Vang Pao wurden sie zu einer antikommunistischen Miliz gegen den Pathet Lao und die nordvietnamesischen Truppen ausgebildet. Die CIA eigene Fluglinie „Air America“, als kommerzielle Fluggesellschaft getarnt, versorgte die Hmong mit Waffen. Finanziert wurde dieser „Geheime Krieg“ durch Drogen. Opium wurde bei den vielen Bergvölkern gegen Reis eingetauscht. Der Krieg war so geheim, dass noch nicht einmal der amerikanische Kongress informiert war. Die Kriegsbudgets wurden vom amerikanischen Botschafter in Vientiane verwaltet. Die Armee der Hmong kämpfte am Boden, während die Amerikaner die Region flächendeckend aus der Luft bombardierten. Von einem geheimen Flugplatz in Long Cheng, mitten im Dschungel in Nordlaos starteten täglich über 400 Militärflugzeuge. Long Cheng wuchs bald zur zweitgrößten Stadt in Laos mit 40.000 Einwohnern heran. Auf keiner Landkarte verzeichnet und doch wurde hier von der CIA der Krieg koordiniert. Überall in Nordlaos sind die ehemaligen Flugfelder der „Air America“ heute noch zu sehen.

In der Provinz Xieng Khouang liegt die wunderschöne Hochebene der Tonkrüge, wo wir weitere Hinterlassenschaften des „Geheimen Krieges“ sehen. Gut, dass die Archäologin Madeleine Colani bei ihren Studien in den 1930er Jahren nicht ahnte, dass diese Region einmal die weltweit am meisten bombardierte Gegend sein würde. Mehr als 600 Steinkrüge – teilweise mit Deckel - kann man mittlerweile wieder besichtigen, obwohl mehr als ein Drittel des Kulturschatzes durch Luftangriffe zerstört wurde. Die Steinkrüge von durchschnittlich 2 Meter Größe und bis zu 1,5 Meter Durchmesser dienten den Menschen vor 2000 Jahren als Urne. Der Wohlstand dieser untergegangenen Zivilisation, die so viel Arbeit in die Bestattung ihrer Toten steckte, begründet sich wahrscheinlich auf den regen Handel mit Salz und Eisen zwischen den Nachbarländern Vietnam, Yunnan (China) und Thailand. Inzwischen ist das Gelände hier von Blindgängern geräumt worden aber die vielen Bombenkrater sind noch deutlich sichtbar. Außerdem heißt es für uns, nur auf den markierten Wegen zu bleiben. Von einem Camp in freier Natur nehmen wir wegen der immer noch vorhandenen Blindgänger in dieser Umgebung schnell Abstand und quartieren uns in einem Hotel ein. Es ist schon etwas makaber, als wir am nächsten Morgen im „Craters-Cafe“ frühstücken. Vor diesem Cafe sind Bomben aufgestellt und auch die Inneneinrichtung besteht aus Bombenschrott, der künstlerisch zusammengestellt ist. 

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Der durch Laos und Kambodscha verlaufende Ho Chi Minh Pfad, ein über 16.000 Kilometer langes Netzwerk von Straßen, Pisten und schmalen Wegen, wurde während des Vietnamkrieges als Nachschubweg für Waffen, Munition, Lebensmittel und Soldaten aus dem kommunistischen Norden Vietnams genutzt, um die Vietcong-Bewegung in ihrem Kampf gegen Südvietnam zu unterstützen. Die Angriffe der USA auf diesen Nachschubweg ab 1969 verschärften die Situation in Laos nochmals, denn das neutrale Laos wurde jetzt endgültig in den Vietnamkrieg hineingezogen.

Wir fahren im Süden des Landes bis an die vietnamesische Grenze und können heute noch sehen, mit welcher Intensität dieser Weg bombardiert wurde. Hier am Mu Gia Pass wurden 75 Prozent aller Militärtransporte vom Vietcong durchgeleitet. Unzählige Bombenkrater liegen dicht nebeneinander. Manche sind mit Wasser vollgelaufen und die Wasserbüffel kühlen sich darin ab. Die Dorfbewohner haben den Kriegsschrott genutzt, um ihre Häuser wieder aufzubauen. Und so diente die Tragfläche eines abgeschossenen amerikanischen Kampfflugzeugs lange als Tafel in einer Schule, bevor man sie heute im örtlichen Kloster finden kann. Die Wege darf man auch hier nicht verlassen, da noch überall nicht explodierte Streubomben herumliegen. Auch vor dem Betreten der Höhlen wird gewarnt, denn diese wurden ebenfalls stark bombardiert, da man wusste, dass die Menschen dort Schutz suchten. Mit einer Boden-Luft-Rakete wurde eine ganze Dorfgemeinschaft in einer dieser Höhlen ausgelöscht.

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Blindgänger (UXO-Museum Luang Prabang)
Blindgänger (UXO-Museum Luang Prabang)

Und was hat dieser Krieg nun gebracht?
Zwei Wochen nachdem die USA 1975 Indochina verlassen haben, kommt in Laos die kommunistische  Pathet Lao Bewegung an die Macht. Doch das Land ist durch die amerikanischen Flächenbombardements zerstört. Mit etwa 250 Millionen Bomben, das entspricht 2,1 Millionen Tonnen Bomben, die in 580.000 Luftangriffen über Laos abgeworfen wurden, ist Laos das am schwersten bombardierte Land der Welt. Immerhin haben die USA in Laos mehr Bomben abgeworfen, als im 2. Weltkrieg auf Deutschland und Japan zusammen. Fast 200.000 Menschen wurden getötet. Landwirtschaft kann nur auf von Blindgängern geräumten Feldern stattfinden, denn 30 Prozent der Bomben sind nicht explodiert (sogenannte UXO: Unexploded Ordnances). Dabei sind besonders die vielen Streubomben – in Laos etwas verniedlichend „Bombies“ genannt – ein großes Problem. Der Boden wurde zusätzlich mit Agent Orange, ein äußerst giftiges Entlaubungsmittel sowie mit Agent Blue, ein Herbizid zur Zerstörung der Reisernten, verseucht. Da die Menschen aber von der Landwirtschaft leben, müssen sie das Risiko von Blindgängern und vergifteten Böden in Kauf nehmen. Immer wieder kommt es zu Unfällen in der Zivilbevölkerung. Die Krebsrate sowie Missbildungen bei Kindern sind nach dem Krieg extrem angestiegen. Bis heute haben die USA kaum Reparationszahlungen an die Zivilbevölkerung geleistet und sich auch nur mit sehr geringen finanziellen Mittel an der Beseitigung der Blindgänger beteiligt. Die Hmong, die damalige geheime Armee der USA, haben auch 30 Jahre nach dem Krieg keinen Frieden gefunden. 100.000 Hmong flüchteten nach Thailand, Frankreich oder in die USA. Bis Ende der 90er Jahre organisierte Vang Pao von seinem USA-Exil aus den antikommunistischen Widerstand in Laos. Auch heute leben noch viele Hmong versteckt im laotischen Dschungel in Angst vor Verfolgung.

Krieg ist fürchterlich  - aber was danach kommt kann genauso grausam sein!

Man sagt, dass der „Geheime Krieg“ in Laos als eine Vorlage für die Kriegsführung im 21. Jh. dienen kann. Parallelen zu den Ereignissen in Afghanistan, im Irak, in Libyen, in Syrien und der Ukraine sind durchaus erkennbar.

Umso erstaunlicher ist es für uns, dass die Menschen in Laos noch lachen können. Sie sagen uns, dass man vergessen muss und den Hass nicht auf seine Kinder übertragen darf, denn sonst werde es nie Frieden geben. Diese Lebensweisheit macht uns sprachlos, weil in vielen Ländern genau das Gegenteil passiert ! Die Hmong feiern gerade ihr Neujahrsfest und die Frauen sind in den sonst eher ärmlich anmutenden Dörfern bunt gekleidet und lachen uns zu. Menschen sind mit ihren Tieren auf den Feldern oder legen neue Reisfelder an. Sie kommen mit Brennholz aus den Wäldern und auf den Straßen springen Kinder lachend herum oder sind gerade in einheitlicher Schuluniform auf dem Weg zur Schule. Ja, das Leben geht weiter. Hoffentlich hat diese Generation einmal eine bessere Zukunft.

Neujahrsfest der Hmong
Neujahrsfest der Hmong

Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion öffnete sich Laos immer mehr dem Westen und somit auch dem Tourismus, ohne das innere kommunistisch geprägte System grundlegend zu verändern.

Nach so „schwerer Kost“ wollen wir uns wieder den schöneren Seiten von Laos zuwenden. Unser erstes Ziel ist die alte Königsstadt Luang Prabang in Nordlaos, die auf einer Landzunge zwischen Mekong und dem Fluss Nam Khan liegt und durch französische Kolonialbauten geprägt ist. Hier treffen wir auch Thomas Wilms, der mit seiner laotischen Frau eine kleine deutsche Metzgerei betreibt. Hatte Thomas am Anfang nur die Idee, ein paar Würstchen auf dem Nachtmarkt zu verkaufen, so wurde er doch schnell von seinem eigenen Erfolg eingeholt. Wir decken uns mit Aufschnitt für die nächsten Wochen ein und genießen einige Kostproben aus seiner Auslage. Absolut lecker !

Luang Prabang, seit 1995 Weltkulturerbe, ist auch ein Magnet für Touristen aus aller Welt. Zu den Highlights der Stadt gehört sicher der alte Königspalast, in dem die Königsfamilie bis zum Ende der Monarchie 1975 lebte. Das bescheiden wirkende Gebäude – auch „Goldener Palast“ genannt - wurde von den Franzosen 1904 errichtet und weist neben laotischen auch viele französische Stilelemente auf. Uns ist besonders der Thronraum mit den wunderschönen Glasmosaiken in Erinnerung geblieben. Die Königsfamilie kam 1977 in ein sogenanntes Umerziehungslager, ein Arbeitslager unter kommunistischer Leitung an der vietnamesischen Grenze, wo der König, seine Gemahlin und der Kronprinz in den folgenden Jahren starben.

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Jeden Morgen verwandelt sich die Hauptstraße von Luang Prabang zu einem Laufsteg der besonderen Art. Der Almosengang – Dag Bat – der Mönche ist eine religiöse Zeremonie, während der die Mönche stillschweigend Essensspenden von den Einwohnern und Pilgern entgegennehmen. Mittlerweile hat sich diese Prozession aber zu einem zweifelhaften Highlight für „Touristen-Paparazzi“ entwickelt. Blitzlichter überall und erzwungene Selfies mit einem Mönch wirken absolut störend. Hinweisschilder, die um Respekt bitten, werden leider ignoriert. Sehr schade !

Ein weiteres Highlight ist der erst kürzlich restaurierte älteste Tempel Luang Prabangs, das Vat Xieng Thong, aus dem 16. Jahrhundert. 

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Wir genießen fünf Tage das Flair von Luang Prabang mit seinen bunten Geschäften, den kleinen, französisch geprägten Restaurants und dem Nachtmarkt. Hier kann man nicht nur gut essen, sondern auch noch das eine oder andere Souvenir erwerben. Wir kaufen einen kleinen Anhänger, der aus Bombenschrott hergestellt wurde und künftig als mahnende Erinnerung an der Gardine unseres Autos hängen wird. Was das laotische Essen angeht ist unser Favorit Laap, ein Salat aus mariniertem Fleisch, Fisch oder Gemüse mit Knoblauch, Chili, Zitronengras, Minze und als Beilage Klebereis. Dazu ein Beerlao, das hier selbst gebraut wird und zum Abschluss einen Lao-Whiskey – Perfekt!

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Sinterterrassen
Sinterterrassen

Außerhalb von Luang Prabang sind wir von den vielen Wasserfällen mit ihren Sinterterrassen und türkisfarbenen Pools im Dschungel total begeistert. Baden ist hier ausdrücklich erlaubt.

Geisterhäuschen
Geisterhäuschen

Was uns in Laos erstmals auffällt, sind die vielen Geisterhäuschen. Wie kleine Vogelhäuschen stehen sie auf Grundstücken, vor heiligen Orten, Höhlen und unter großen Bäumen. Geisterhäuser werden als Heim für alle Arten von Geistern (z.B. Dorfgeister, Schutzgeister, Ahnengeister, Himmelsgeister …) aufgestellt. Sie sind Relikte des alten animistischen Volksglaubens, werden aber vom Buddhismus geduldet. Im Gegensatz zu den Göttern, die im Himmel wohnen, leben die Geister mit den Menschen zusammen und wollen durch kleine Essengaben milde gestimmt werden. 

Party, Alkohol, Drogen und Lärm. Mit diesen Vorstellungen im Kopf sind wir in Vang Viang am Fluss Xong angekommen und viele der Vorurteile haben sich zumindest im Zentrum der Stadt auch bestätigt. Allerdings nehmen die Laoten zunehmend Abstand von dieser Art Tourismus. Wir finden glücklicherweise im Garten eines ruhigen Hotels ein tolles Plätzchen zum Campen und genießen eine grandiose Aussicht auf die umliegenden Berge. Schon die Fahrt vom Norden nach Vang Viang ist einmalig schön. Die grünen Karstberge sind die laotische Antwort auf das berühmte Yangshuo in China. Wie mit Bäumen bewachsene Kamelhöcker ragen die Berge gen Himmel. Diese Naturschönheiten ziehen auch viele Touristen an, die hier nicht nur abhängen wollen, sondern sportlichen Aktivitäten wie Klettern, Tubing, Kajak fahren, Schwimmen oder Radfahren nachgehen.

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Siegestor (Patuxai)
Siegestor (Patuxai)

Weiter südlich erreichen wir den Nam Ngum Stausee, das zweitgrößte Wasserreservoir in Laos. Dutzende von kleinen grünen Inseln ragen aus dem See und wir entschließen uns, zwei Kajaks auszuleihen. Als das Staubecken vor 40 Jahren geflutet wurde, verloren die Menschen nicht nur ihre Dörfer und Felder, sondern es versanken auch riesige Wälder, darunter Teak- und Rosenholz in den Fluten. Die Laoten leben an dem Stausee zwar überwiegend von der Fischerei, doch viele verdienen ihr Geld mittlerweile auch als Taucher mit dem nicht ganz ungefährlichen Bergen der Tropenhölzer. Man erzählt uns, dass die abgelagerten nassen Hölzer viel wertvoller als das trockene, frisch gefällte Tropenholz sei.

Auch Vientiane, der Hauptstadt von Laos, statten wir einen Besuch ab. Die Stadt liegt man Mekong und wenn man an der Uferpromenade entlang spaziert, dann ist Thailand auf der anderen Seite zum Greifen nah. Es ist eine moderne Stadt mit breiten Straßen, Bürohäusern und Einkaufszentren. Vereinzelt erinnern noch französische Villen und Handelshäuser an die Kolonialzeit.

In Vientiane erhalten wir im Nationalmuseum wichtige Informationen zur Frühgeschichte bis hin zur Gegenwart des Landes. Ein Besuch in der Hauptstadt ist für uns aber auch mit der Besichtigung des laotischen Nationalsymbols, dem bedeutendsten religiösen Monument „That Luang“ verbunden. Die Pagode hat eine große spirituelle Bedeutung für die Laoten. Auf uns wirkt sie eher schlicht. Interessanter ist da schon das älteste in Vientiane erhaltene Kloster, Vat Sisaket, das 1818 erbaut wurde. Beeindruckend ist hier der Wandelgang mit den 30.000 kleinen und großen Buddha-Statuen, die meist in kleinen Nischen untergebracht sind.

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Restaurant Berliner Garten
Restaurant Berliner Garten

Für uns ist es Ehrensache, den Besuch in Vientiane im deutschen Restaurant „Berliner Garten“ abzuschließen. Manfred Bach, der seit 17 Jahren für die Welthungerhilfe in Laos arbeitet, führt das Restaurant mit viel Engagement. Bei interessanten Hintergrundgesprächen über die Situation in Laos genießen wir Schnitzel und Bockwurst mit Kartoffelsalat.

Auf der gut ausgebauten Nationalstraße 13 fahren wir parallel zum Mekong Richtung Süden. Es wird jetzt schon merklich heißer und trockener und die Felder der Bauern sind bereits abgebrannt. Bei Ban Lao biegen wir dann Richtung Osten ab und erreichen eine wunderschöne Karstlandschaft. Wir wissen, dass es hier eine Höhle (Tham Konglor) gibt, durch die sich im Laufe der Zeit ein 6,5 Kilometer langer Fluss gegraben hat. Mit einem Langboot lassen wir uns durch diese Höhle fahren. Hin und wieder ist es so flach, dass wir aussteigen müssen, um zwischen Stalaktiten und Stalakmiten zu Fuß weiterzugehen. Die Höhle wurde vor 20 Jahren entdeckt und erst 9 Jahre später für Touristen zugänglich gemacht. Teilweise sind die Höhlenräume bis zu 100 Meter hoch und 60 Meter breit und dann in einigen Bereichen wieder ganz schmal. Es ist stockfinster und nur mit unseren Stirnlampen können wir die Umrisse erkennen. Nach einer einstündigen Fahrt erreichen wir den Höhlenausgang, der wie ein riesiger Schlund wirkt. Ein absolut tolles Erlebnis!

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Tempel Phou
Tempel Phou

Unser nächstes Ziel ist der schöne und ruhige Ort Champasak, in Südlaos. Von hier aus besichtigen wir die Ruinen des Bergtempels Phou, ein imposantes Zeugnis der Khmer-Architektur außerhalb von Kambodscha und für uns ein Vorgeschmack auf das, was uns dort kulturell erwartet. Von hier führte eine antike Handelsstraße über den Bergtempel Preah Vihear nach Angkor in Kambodscha.

Kurz vor dem Grenzübertritt nach Kambodscha machen wir auf der Insel Don Khong im Mekong halt, die seit kurzem über eine Brücke mit dem Festland verbunden ist. Zuvor decken wir uns noch mit Trinkwasser und Lebensmitteln ein, weil wir dort einige Tage bleiben wollen. Von hier aus erreichen wir mit einem Langboot Si Phan Don, die „4000 Inseln“, ein einzigartiges Feuchtgebiet im Mekong. An der Insel Don Det ist für unser Boot Endstation, denn Wasserfälle machen es hier unmöglich auf dem Mekong weiter flussabwärts zu fahren. Die französischen Kolonialherren, die mit Schiffen von der Mündung des Mekongs bis nach China fahren wollten, scheiterten auch an diesen Wasserfällen. Sie ließen sich aber etwas sehr Cleveres einfallen und bauten Ende des 19. Jh. eine Eisenbahnlinie auf der Insel mit Anlandepunkten, an denen die Schiffe auf Wagons umgeladen wurden. Heute sieht man von dieser Meisterleistung der Ingenieure nur noch einige Ruinen, zwei alte Lokomotiven und Schautafeln mit alten Fotos.

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Laos hat uns sehr gefallen und wir haben über dieses Land sehr viel gelernt. Die Menschen sind unaufdringlich und immer freundlich. Was uns allerdings erstaunt hat, dass viele Touristen kaum an den jüngsten, geschichtlichen Hintergründen des Landes interessiert sind.

Wir wünschen dem Land und den Menschen, dass sie nie mehr zum Spielball der internationalen Politik werden!

Reisernte
Reisernte