Abgefahren für ein Jahr
Mai 2014
Der Vorbereitungsmarathon für unsere einjährige Reise hat ungefähr sechs Monate gedauert. Es waren endlose Todo-Listen abzuarbeiten und der Toyota-Geländewagen und auch wir haben uns einem umfangreichen „Health-Check“ unterzogen.
Für die Durchquerung der 20 Länder sind viele Genehmigungen und Visa zu besorgen. Eine Reise durch verschiedene Regionen und Klimazonen stellt aber auch große Anforderungen an unsere Ausrüstung bei einem sehr begrenzten Platzangebot im Fahrzeug. Last but not Least ist die längere Abwesenheit in Deutschland zu organisieren. Zum Glück haben wir durch die letzten beiden Reisen gelernt, was man vor einer Reise organisieren muss und was man auch auf die Zeit während der Reise vertagen kann. Bei unserer ersten Reise im Jahr 2002 hatten wir noch wesentlich mehr „Lampenfieber“.
Am 1. Mai ist es dann soweit. Unserer Einladung zum Abschied auf der Insel Lindwerder sind ungefähr 150 Gäste gefolgt. Wir haben uns über die große Resonanz aus dem Freundeskreis sowie der Kollegen und Familie sehr gefreut, auch wenn die Zeit für persönliche Gespräche leider viel zu kurz war.
Im Mittelpunkt unserer Feier steht (neben uns) natürlich unser Expeditionsfahrzeug. Für viele Gäste ist es immer wieder ein großes Rätsel, wie man ein Jahr in einem derart kleinen Fahrzeug leben kann. Für uns ist es ein Beweis, wie wenig Platz und materielle Dinge wir wirklich brauchen. Das wichtigste Gut ist für uns ohnehin die selbstbestimmte Zeit, die einfach unbezahlbar ist.
Unsere Einladung zur Abschiedsveranstaltung haben wir traditionell mit einem Spendenaufruf für die Kinderhilfe Afghanistan verbunden. Insgesamt sind 739,- € zusammengekommen. Dieser Beitrag wird ausreichen, um in Afghanistan einen Lehrer für ein Jahr zu finanzieren – vielen Dank für diese nachhaltige Entwicklungshilfe ! Und in unserem Blauen (Silkroad-) Gästebuch können sich wie bei den bisherigen Reisen die Gäste und später alle Reisebekanntschaften verewigen.
Nach unzähligen herzlichen Gesprächen, guten Wünschen und einigen Abschiedstränen packen wir unser erstes Camp zusammen. Mit einer in Deutschland einmaligen, handbetriebenen Autofähre geht es dann mit allen Gästen zurück ans „Berliner Festland“, von wo aus wir zunächst in Richtung Polen fahren.
Erstes Ziel ist Posen bei unserem Freund Pyrka vom polnischen Toyota Adventure Club. Wir genießen die legendäre Gastfreundschaft unter Gleichgesinnten, so dass sich die innere Anspannung der letzten Wochen allmählich legt.
Ja, wir haben jetzt wieder das grandiose Gefühl frei zu sein – offen für spannende Erlebnisse und Begegnungen in 20 Ländern. Bei aller Vorfreude für die bevorstehende Reise, schätzen wir aber auch unser Leben zuhause sehr und werden die vielen lieben Menschen vermissen. Das ist immerhin ein guter Grund wieder gerne zurück zu kommen.